Südamerika

Favela Funk 🇧🇷

Die bekannteste Favela (portugiesisch: „Elendsviertel“) befindet sich auf einem steilen Berghang am Rande von Rio De Janeiro und trägt den Namen Rocinha. Über 300.000 Menschen (Tendenz stark steigend) leben auf eine Art und Weise, die für uns, verwöhnte Mitteleuropäer, unvorstellbar ist. Mit der freundlichen Unterstützung von meinem Guide Leó hatte ich das unvergleichliche Privileg, einen Eindruck über das alltägliche Leben der Bewohner zu gewinnen.

Bevor wir mit unserer exklusiven Tour beginnen, wieder einmal etwas zum Klugscheißern 😉: Der Begriff „Favela“ bezeichnet eine brasilianische Pflanze, die an den Abhängen der Hügeln Rio’s beheimatet ist.

Im Jahre 1900 wurde der Begriff „Morro da Favela“ von der örtlichen Polizei eingeführt, um diese Gegend zu definieren. Bereits damals diente sie bevorzugt als Behausung von Obdachlosen und Kriminellen. So, genug mit dem geschichtlichen Background, legen wir einfach los:

Auf welche Art und Weise können wir diesen Außenbezirk von Rio De Janeiro erkunden?

Nur, und definitiv nur, mit einer organisierten Tour eines regionalen Veranstalters. Ich entschied mich für eine halbtägige Walking-Tour mit der Organisation Favela Tours. Dies war eine exzellente Entscheidung, die ich jeden einzelnen von euch ausnahmslos ans Herz legen kann. Die Favelas auf eigene Faust zu erkunden, ist gewissermaßen unmöglich. Nicht, weil es gefährlich werden kann, sondern weil a) jegliches Verständnis fehlt und b) eine sichere Orientierung völlig ausgeschlossen ist. (Navigation, Straßennamen, GPS: absolute Fehlanzeige!)

Wunderbare Aussicht auf Rocinha

Wie fühlt es sich an, dieses Viertel zu erkunden?

Emotional, aufregend aber ständig begleitet von einem flauen Gefühl im Magen. Während andere Favelas unter der Herrschaft ehemaliger, korrupter Polizisten und Soldaten stehen wird Rocinha von den Drogenbossen Brasiliens kontrolliert. „People don’t see, people don’t talk, people don’t hear“ … – … nach diesen Motto, dessen Umsetzung alternativlos für die Bewohner ist, durchquerten wir die engen Gassen und lauten Straßen der Gegend. Augen gerade aus, schnelle, kurze Schritte und nur dort einen kurzen Blick riskieren oder ein schnelles Foto schießen, wo Leó mir seine Erlaubnis gab.

Das es keine kontrollierte Müllentsorgung gibt, könnt ihr euch den feinen Geruch vorstellen 😣. Geduscht wird mittels Schlauch auf der Straße, kreuz und quer liegen verwilderte Tiere und ich muss jeden einzelnen Schritt gezielt setzen, um nicht … , … naja, ihr könnt es wohl ahnen. Trotz allem, befinden sich drei offizielle Schulen vor Ort, allerdings ist die Qualität miserabel und Leó ergänzte, dass die Kids hauptsächlich wegen der Verpflegung und nicht wegen der Ausbildung hin gehen. Allerdings hatte auch diese Tour ihre positiven Momente. Der Samba wurde in den Favelas geboren und diesen Aspekt kann man an jeder zweiten Ecke hören und sehen. Weniger, die klassische Samba Musik sondern den modernen Favela Funk, eine flotte Mischung aus elektronische Musik, Hip Hop und Reggaetón… – … der Beat geht richtig ab! 😜

Wie moralisch verwerflich ist es, sich als mitteleuropäischer Reisender, mit einer Kamera bewaffnet, durch die Elendsviertel dieser Welt zu spazieren?

Jetzt können wir diskutieren, argumentieren, stundenlang philosophieren, aber wir werden dennoch auf keinen gemeinsamen (oder grünen 🤔), na ja, wie auch immer, Zweig kommen. Voyeurismus oder fachkundige Aufklärung, sensationsgeiler Tourismus oder ehrliche Unterstützung der Bewohner? (Die Einnahmen der geführten Touren (ca. 150 brasilianische Real / pro Person) werden jedenfalls Organisationen gespendet, deren Aufgabe darin besteht, die ärmlichen Verhältnisse in kleinen Schritten zu verbessern). Das sollte jeder für sich entscheiden dürfen, nur eines sei gesagt. Die Sicherheit ist höchste Priorität, die Guides verhalten sich absolut respektvoll und kennen die Verhältnisse, da sie zum Großteil selber in den Favelas von Rio de Janeiro aufgewachsen sind.

Zwei Welten: Blick auf das Armenviertel und direkt dahinter die Copacabana

Know Before You Go: Es empfiehlt sich Rocinha mit einer geführten Tour zu besuchen. Da es mehrere Anbieter gibt, lege ich auch: Brazil Expedition Day Tours an Herz, da sie von regionalen Guides durchgeführt werden. Respekt gegenüber der Bevölkerung ist unverzichtbar. (Fotografien ist ohne Ausnahme nur dort gestattet, wo ihr eine Erlaubnis bekommt, um die Privatsphäre der Menschen zu schützen). Visit Website!