Asien

Japanische Treue 🇯🇵

Mit diesem Nebengeräusch werde ich euch eine Geschichte erzählen, welche mir sehr ans Herz geht. Eine Geschichte über Trauer, Armut, Liebe und Glück … – … eine Geschichte über einen Professor und dessen Gefährte …- … eine Geschichte über Treue und Loyalität … – …  die Geschichte von Hachikō.

Im Jahre 2009 verfilmte mein schwedischer Lieblingsregisseur, Lasse Hallström, die wahre Geschichte des japanischen Hundes 🎬 Hachikō. Um die Kinokassen besser füllen zu können, übernahm Richard Gere die Rolle des japanischen Universitätsprofessors und der Handlungsort wurde in den US-Bundesstaat Rhode Island 🇺🇸 verlegt. Die Kreativität Hollywoods ist grenzenlos, aber, das müssen wir jetzt ignorieren, den die wahre Begebenheit spielte sich in Shibuya, Tokio ab.

In den 1920er-Jahren nahm ein Professor einen Akita Welpen bei sich auf. Jeden Tag holte Hachikō sein Herrschen vom Shibuya Bahnhof ab, um mit ihm gemeinsam nach Hause zu gehen. Eines Tages erschien der Professor nicht mehr, weil er an den Folgen einer Hirnblutung verstarb. Tage, Wochen und Monate vergingen und der Akita Hund wartete jeden einzelnen Abend auf sein Herrchen.

Anfangs wurde Hachikō noch mit Peitschen und Schlägen von den Passanten vertrieben, aber mit der Zeit gewöhnte sich die Bevölkerung an den wartenden Vierbeiner. Hachikō eroberte die Herzen der Japaner und wurde eine kleine regionale Berühmtheit. Passanten kümmerten sich um sein Wohlbefinden und richteten kleine Ruhemöglichkeiten ein. 8 Jahre (!!!) nach dem Tod des Professors konnte einer, seiner ehemaligen Studenten, die Verbindung zwischen Ihnen herstellen und verfasste die ersten Artikel und die ersten Presseberichte.

Wir schreiben bereits das Jahr 1934 und Hachikō wartete noch immer tagtäglich auf die Ankunft seines Herrchens. Das Schicksal des Hundes ließ, das zu jener Zeit schwer gezeichnete Japan, enger zusammenrücken. Von überall her strömten Menschen zum Shibuya Bahnhof, um die Hoffnung eines möglichen Wiedersehens zu teilen und dem Hund Gesellschaft zu leisten. Im selben Jahr wurde sogar eine Bronzestatue errichtet, bei deren Zeremonie Hachikō höchstpersönlich anwesend war.  

Ich wünschte, ich könnte euch nun ein Happy End präsentieren, bedauerlicherweise wäre dies allerdings nur eine erträume Fantasievorstellung. Der Universitätsprofessor kehrte nicht mehr zurück und Hachikō wartete über zehn Jahre glücklos auf sein Herrchen. Während eines eisigen Wintertages fand man den Körper des Hundes tot in den Gassen von Shibuya liegen. Ein ganzes Land trauerte und hielt sogar eine nationale Schweigeminute ab. Der Name Hachikō wurde als Synonym für Treue in die japanische Alltagssprache integriert. Wenn ihr in diesen Tagen den Bahnhof besucht, lächelt euch diese treue Seele zu. In Form einer bronzenen Statue wird an Hachikō erinnert. Bereits beim Lesen dieser herzzerreißenden Erzählung hatte ich Gänsehaut, aber als ich direkt vor der Statue gestanden bin, überforderten mich meine Emotionen. Noch heute legen die Menschen unzählige Geschenke in Form von Tierfutter oder Spielzeug ab, welche von einer wohltätigen Organisation an hilfsbedürftige Tiere verteilt werden.

Die Treue unseres flauschigen Vierbeines ist in der japanischen Gegenwart überall verbreitet. Unter anderem könnt mit der Hachikō-Bus-Linie Tokio erkunden oder seine Verewigung in unzähligen japanischen Anime Serien oder Manga Comics bewundern. Selbst die von mir so geliebte und vergötterte US-Zeichentrick-Serie „Futurama“ widmete dieser wahren Geschichte eine eigene Episode.

Shibuya Hachiko Bus

Fry & Seymour (Futurama)

Quelle: 20th Century Fox

Einweihung der Statue (1934)

Foto: Charles Gorry AP

Hachikō's Beisetzung

Foto: Shibuya Folk and Literary Shirane Memorial Museum

Um euch trotz dieser, einerseits traurigen und rührenden, aber auch herzlichen Erzählung, ein kleines Lächeln zu schenken, entführe ich euch noch zu einem äußerst skurrilen und rekordverdächtigen Ort. Hachikō’s Statue befindet sich in unmittelbarer Nähe, der berühmtesten Kreuzung der Welt. Während einer Grünphase strömen bis zu 15.000 Menschen gleichzeitig kreuz und quer über die „Shibuya Crossing“. Ihr kennt dieses Phänomen: Ihr spaziert durch die grünen Wälder eurer Heimatregion und entdeckt im dichten Wald einen gigantischen Ameisenhaufen. Wenngleich wir dieses Gewusel schon hunderte Male gesehen haben, bleiben wir dennoch kurz stehen und beobachten fasziniert dieses lebhafte Treiben. Welcome To Shibuya Crossing!

Know Before You Go: Die Hachikō Bronze Statue befindet sich am Ostausgang des Bahnhofes und grenzt direkt an die Shibuya Kreuzung. Tagtäglich, zwischen 09.00 und 23.00 Uhr habt ihr die Möglichkeit, die Aussichtsplattform des Magnet-Kaufhauses zu besuchen, um das wilde Getümmel in den Straßen von Tokyos, zu bewundern.