Asien

Walking On The Moon 🇮🇩

Auf der indonesischen Insel Java befindet sich einer der aktivsten Vulkane des Landes. Der Gunung Bromo ist ein Stratovulkan, erreicht eine Höhe von 2.329 Metern und liegt im Nationalpark Bromo-Tengger-Semeru. Obwohl der Vulkan allein zwischen den Jahren 2010 und 2019 ganze viermal eruptierte, zählt der zu den beliebtesten Touristenzielen der Insel.

Eine kurvige, steile und gefährliche Schotterstraße führte mich nach Ngadas auf 2.100 Höhenmeter. Das 1.700 Einwohner fassende Bergdorf liegt am Fuße des mächtigen Bromo und dient als alternativer Ausgangspunkt für die Vulkanbesteigung.

Hotels oder moderne Unterkünfte sucht man hier vergebens, die einzige Option besteht darin, sich bei einer einheimischen Familie einquartieren zu lassen. Fließend Wasser? Nicht wirklich! Elektrizität? Sporadisch! Toilette, Bad, Dusche? Vielleicht doch lieber raus in die Natur?

Abfahrt 02.30 Uhr! Es folgt eine zweistündige Fahrt, begleitet durch sintflutartige Regenfälle, um einen markanten Aussichtspunkt zu erreichen. Die Idee den Sonnenaufgang am legendären Vulkan Bromo zu genießen hatten auch einige andere Touristen und so sammelten sich hunderte Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen. Die Jeeps standen Reihe an Reihe und es herrschte ein unruhiges, unkontrolliertes Durcheinander. Ich wärmte mich mit Tee und heißer Instand Nudelsuppe und hatte den perfekten Platz, um diesen traumhaften Moment zu genießen.  Aber, aber, aber …- …aber, aber, aber …- …diese verfluchte, beschissene Wolkendecke ☁☁☁.

In kleinen Schritten bricht der Tag herein, ich erkenne die ersten Umrisse des Gebietes und registriere, wie viele Menschen hier in Wirklichkeit versammelt sind. Von Minute zu Minute kann ich die Naturlandschaft besser sehen und die Kontur des Vulkans ausfindig machen …- …aber der Sonnenaufgang …- … Fehlanzeige 😔!

Nach meiner persönlichen Enttäuschung folgte eine 60-minütige Geländefahrt, um den Ausgangspunkt der Wanderung zum Krater des Vulkans zu erreichen. Der Pfad zum angestrebten Ziel ist eine trockene, staubige und stark frequentierte Angelegenheit. Leider ist auch in Indonesien das Tiere-Quälen eine Nationalsportart. Menschen, die entweder zu faul oder zu dumm sind, lassen sich von keuchenden und erschöpften Eseln an die steilen Stufen des finalen Anstieges bringen. (Aber über dieses Dilemma kotze ich mich jetzt mehr nicht aus).

Ich klettere die brutal abfallenden Stufen hinauf und erreiche den Aussichtspunkt. Diese gravierende Steigung fordert seinen Tribut, denn viele Besucher bleiben entkräftet stehen und drehten wieder um. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich nur jemals jemanden dieses geniale, unbeschreibliche und geile Gefühl erklären kann. Was jetzt folgt ist eine Wanderung entlang des Kraters. Je weiter man balanciert, desto ruhiger wird es und nach einigen hundert Metern verschwindet jede menschliche Seele aus meinem Sichtfeld. Der bedrohliche Vulkan und ich sind vollkommen auf uns gestellt. Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass ich meine Höhenangst bezwinge und diesen schmalen Grat entlanglaufen kann. Ein falscher Schritt nach rechts, ein falscher Schritt nach links, eine unkontrollierte Bewegung und mein Körper verwandelt sich in Asche und Staub.

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Die Aussicht in das Tal ist nicht zu beschreiben, aber der Blick in den Krater übertrifft alles Vorstellbare. Die Aschewolke steigt unkontrolliert empor und schwebt an meinen Augen vorbei. Keine Absperrungen, keine Schutzmaßnahmen, keine Grenzen …- …absolute Freiheit! Abschließend habe ich mich auf den schmalen Weg gelegt, in den blauen Himmel gestarrt und die Sonne angelacht. Der perfekte Moment, den ich immer wieder suche und nach dem ich mittlerweile vollkommen süchtig  geworden bin. Deswegen wird mich das Reisen vermutlich bis zu meinem Ende stets begleiten.

Know Before You Go: 90 Prozent der Besucher starten ihren Vulkan Besuch von Dorf Cemoro Lawang aus. Zum Glück buchte ich eine Tour über den Reiseveranstalter G-Adventure und konnte mir über Alternativrouten die Touristenmassen zum größten Teil sparen. Die Trockenzeit (April bis Oktober) ist auch gleichzeitig die beste Besuchszeit. Während der Regenzeit ist die Mehrheit der Wanderwege aus Sicherheitsgründen gesperrt.