Australien – NSW

Gibt es signifikante Unterschiede zwischen den großen, australischen Städten: Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth? Ich habe keine Ahnung, aber ich hoffe, dass ich die Antwort irgendwann einmal herausfinden werde! Nur eines sei gesagt: Sydney ist mega! Wenngleich mein Bewegungsradius drastisch eingeschränkt war, weiß ich zumindest, welche traurige Geschichte die prestigeträchtige Nationaloper verbirgt und wie unterschiedlich und strukturlos 24 Stunden seinen können, wenn die Welt im Chaos versinkt. Willkommen im Lockdown „Down Under“. (Was für ein Wortspiel).

Den Startschuss gibt euch eine Galerie aus der unnachahmlichen Kategorie: Wie sieht Sydney aus, wenn der alltägliche Tourismus vollständig zum Erliegen kommt.

Mein Australien Reisebericht wird eine kurze und schmerzlose Angelegenheit. Aus den medialen Reportagen erfuhr ich, dass Australien seine Grenzen (mit Ausnahme zu Neuseeland 🇦🇺) in weniger als 48 Stunden vorübergehend schließen wird, also musste ich umgehend reagieren. (Update 9/21: vorübergehend bedeutet zumindest einmal mindestens 18 Monate (!!!) – Wahnsinn oder?). Da ein weiteres Verweilen in Singapur 🇸🇬 ein finanzielles Desaster gewesen wäre (und zugegeben auch eine gewisse Eintönigkeit drohte) nutzte ich die aller, aller, allerletzte Chance, um nach Down Under zu flüchten. Damit ihr Teil meiner aufrechten Gedanken werdet: Wenn die Welt schon vor die Hunde geht, gibt es höchstwahrscheinlich beschissener Orte auf diesen Planeten, als in Australien sitzenzubleiben.

 

(Update 9/21): In Nachhinein ist man generell immer schlauer, denn im April 2020 war uns allen die Tragweite der Pandemie noch nicht bewusst. Seit Ende Dezember flüchte ich von Staat zu Staat und nutzte laufend die letzten Möglichkeiten meine Reise fortzusetzen. Verständlicherweise musste ich mir diesbezüglich einiges an Kritik gefallen lassen. Hongkong 🇭🇰 – Japan 🇯🇵 – Südkorea 🇰🇷 – Vietnam 🇻🇳 – Kambodscha 🇰🇭 – Thailand 🇹🇭 – Singapur 🇸🇬 …- …auf der Flucht vor der Pandemie oder anders gesehen: Als würde ich den Virus hinter mir herschleppen (oder im Gepäck mitzerren). Ich könnte jetzt meine faulen Ausreden präsentieren. Damals wusste ich ja noch nicht, wie gravierend sich alles entwickelten könnte oder ich hatte einfach zu wenig Informationen, um zu wissen, dass das ständige Weiterreisen unverantwortlich ist. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich meine Priorität der Verantwortung und der Sicherheit geben und wäre dadurch bereits im Jänner wieder gesund und munter in Österreich gelandet.

 

Würde ich so argumentieren, wäre alles gelogen! Ohne Rücksicht auf Verluste, ohne jeglichen moralischen Aspekt und ohne die Rücksichtnahme auf die Bevölkerung und die Mitmenschen wäre ich trotzdem immer weiter und weiter geflogen, bis ich irgendwann fest gesessen wäre. Und so kam es dann schließlich auch. Das verdiente Schicksal blickte in meine Richtung und erwartete mich mit offenen Armen.

 

Der ursprüngliche Plan lautete, den fünften Kontinent in schätzungsweise sechs bis acht Wochen zu erobern. Von Sydney nach Melbourne über die Golden Coast Route nach Adelaide bis hin zur Westküste nach Perth …- …übrig geblieben ist eine Woche Sydney, die von der regionalen Ausgangssperre dominiert wurde. Klammern wir nun die komplizierten Rahmenbedingungen aus und versuchen uns trotz des Ausnahmezustandes und der chaotischen Situation einen Überblick über Sydney zu schaffen.

 

Bitte einmal alle aufzeigen: Wer von euch möchte zumindest einmal (oder noch einmal) die australische Millionenstadt besuchen? Okay, allzu viele Hände bleiben nicht am Boden. Sydney eilt ein unnachahmlicher Ruf  voraus: phänomenale Stadt, erstklassiges Reiseziel, ein „must-seen-place“, unvergleichliche Atmosphäre und so weiter und so fort. Und eines verrate ich euch vorweg: Jede dieser Superlative trifft exakt ins Schwarze, Sydney ist schlicht und einfach eine geniale und mitreißende Stadt, nichtsdestominder 😅 aber unverschämt scheiß teuer 🙈.

 

Innerhalb der ersten 24 Stunden meines Aufenthalts erlebte ich ein surreales Wechselbad der Gefühle, von denen ich euch zwangsläufig berichten muss. Dieser besagte Tag und/oder diese besagte Nacht repräsentieren alles an Enttäuschungen und magischen Momenten, die dir auf einer Weltreise in Erscheinung treten können, …- …eine kompromisslose „Up and Down“ Zusammenfassung der letzten 100.000 Kilometer.

 

Let’s go! Der bereits erwähnte Tag wurde von sintflutartigen Regenfällen begleitet, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe. Dermaßen intensiv, dass sich mein zweites Mobiltelefon verabschiedete (das erste wurde ja bei einer Kajakfahrt im Vietnam 🇻🇳 versenkt, danke noch mal an die USA 🇺🇸), obwohl ich höllisch darauf aufgepasst habe, aber das ist jetzt eine andere Geschichte …

 

Diese berühmte Oper, dieses unfassbare Bauwerk. Wer kennt sie nicht, wer liebt sie nicht? Wer möchte sie nicht einmal mit seinen eigenen Augen zu Gesicht bekommen? (alles rein rhetorische Fragen 😉). Wenn du erstmalig vor diesem modernen Weltwunder erstarrst, stellt sich dir jedes einzelne Haar deines Körpers senkrecht in die Höhe. 🥰. Gänsehaut! Überall Gänsehaut kombiniert mit einem endlos langen Staunen, weit aufgerissenen Augen und einer gewissen Demut und Dankbarkeit diesen Moment erleben zu dürfen. Aber der tatsächliche Schatz, das wahrhaftige Kunstwerk befindet sich im Gebäude selbst. Zum einen die zauberhafte Concert Hall, mit ihren knapp 2.700 Sitzen und zum anderen die tragische Geschichte, die sich hinter dem Vorhang des Architekten versteckt. Verdient oder unverdient, vollkommen egal, hatte ich das große Glück an diesem besagten Tag, das letzte Ticket für eine Führung zu ergattern. Am darauffolgenden Tag hieß es schließlich: Alles zu, oder „rien ne va plus“ oder vereinfacht: „down under“. Meine Führung startete um 09:30 Uhr, der Nachmittag war für mein ersten Cricket Spiel reserviert (Sydney Cricket Ground, 48.000 Zuschauer, der führende Nationalsport der Aussies) und den Abend wollte ich mit einer Tour durch die Archie Rose Destilliere ausklingen lassen (um mich den Sünden des Gins hingeben zu können). Also, wie ihr erkennen könnt, noch einmal volles Indoor Programm, bevor die Pforten geschlossen werden.

 

Früh morgens ertönt der Wecker, um als Erster am Sydney Opera House anzukommen. Sowohl die Aufregung, allerdings auch die Ungewissheit, ob die Tour wirklich durchgeführt werden kann, stieg von Minute zu Minute. An normalen Tagen wimmelt es am Hafen von Kreuzfahrt Touristen, aber am heutigen Tag versprühte die nähere Umgebung einen gespenstischen Endzeitcharakter. Keine Menschenseele ersichtlich, nur zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe ankerten einige hunderte Meter vom Ufer entfernt. Trotz der bedrückenden Stille und des Dauerregens öffneten sich die Tore der Oper und ein motivierter Guide kontaktierte mich. Er erklärte mir, dass dies eine mehr oder weniger exklusive, persönliche Tour werden wird, da die anderen Besucher auf den Kreuzfahrtschiffen fest hängen und unter Quarantäne stehen. (Medial war dies in großes Thema in Down Under: zwei meiner verhassten Luxuskreuzfahrschiffe, mit tausenden Touristen am Bord, campierten vor den Toren der Stadt und die australische Regierung weigerte sich die Leute aufzunehmen). Teils hatte ich Erbarmen und Verständnis, teils dachte ich mir „Geschieht ihnen recht, dieser verfluchte Kreuzfahrttourismus ist mir so und so ein Dorn im Auge“. (Zum Glück lesen diese Berichte nicht allzu viele Leute, meine brutale Ehrlichkeit wird mir bestimmt einmal um die Ohren fliegen 🙈).

 

Zurück zur Oper: Ich hatte das fulminante Privileg eine private Führung durch das prächtigste und berühmteste Opernhaus der Welt zu bekommen. Wow! Mein Herz raste und die Aufregung war außer Kontrolle. Kommen wir zum dramatischen aber spannenden Theorieteil. Zunächst betraten wir einen leeren Raum, der dem Architekten Jørn Utzon gewidmet ist. Der Däne gewann die internationale Ausschreibung und startete im Jahre 1959 mit dem Bau. Der Baustil war in jeder Hinsicht Neuland und allein nur der Entwurf des berühmten Daches (die weißen Bogen symbolisieren Wellenbewegungen) benötigte 18 Monate. Die Fertigstellung wurde für 1963 angekündigt, allerdings verzögerte sich der Bau um mehr als 10 Jahre (!!!) und die eingeplanten Baukosten stiegen von knapp 8 Millionen australischen Dollar auf über 100 (!!!) Millionen Dollar. Im Laufe dieser zehnjährigen Verzögerung reichte es der australischen Regierung und sie zog Jørn Utzon den finanziellen Stecker. Der Streit zwischen dem dänischen Konstrukteur und dem Kollegium der Minister eskalierte völlig und Utzon brach seine Tätigkeit ab und gab deutlich zu verstehen, dass er nie wieder einen Fuß auf diesen Kontinenten setzen werde. Bis zu diesem Bruch fehlten nur mehr die letzten Bausteine, deswegen wurde ein Heer von nationalen und internationalen Architekten beauftragt, um das Meisterwerk zu vollenden.

 

Nach der Fertigstellung wurden die Strapazen und die Eskalationen unter dem berühmten Teppich gekehrt und Australien feierte sich selbst für seinen Triumph. Zwanzig Jahre lang versuchte sich der Staat mit dem Dänen zu versöhnen, aber er lehnte stets ab und weigerte sich nur einen Blick, auf sein Werk zu werfen. Erst um die Jahrtausendwende lenkte Utzon ein und versöhnte sich mit den Australiern. Der ganze Kontinent war in Aufruhr und bereitete das Wiedersehen mit ihrem Helden vor. Alle wollten diesen Moment erleben, in dem der Autor sein Werk das allererste Mal zu Gesicht bekam. Bedauerlicherweise sollte dieser Tag niemals Realität werden, Jørn Utzon war bereits in den 80ern und konnte aus gesundheitlichen Gründen seine lange Reise bis ans Ende der Welt nicht mehr antreten. Der Stolz oder die von ihm empfundene Schmach verhinderte es, dass er sein Lebenswerk zu Gesicht bekam. Aus dieser Geschichte lässt sich für das Leben was lernen, oder was denkt ihr?

 

Diese dramatischen Ereignisse wurden von meinem Guide so emotional präsentiert, dass ich einen kalten Schauer verspürte. Gleichzeitig explodierte mein Geduldsfaden, denn ich wollte endlich die prestigevollen Theatersäle sehen …- …doch dazu kam es nie. Bereits an dieser Stelle endete die Tour für mich 😰. Die offizielle Vermeldung lautete, dass die Theaterräume saniert werden und ein Betreten derzeit nicht möglich ist (Ja, genau!), den inoffiziellen Grund werde ich wohl nie erfahren. Solltet ihr in diesen Märztagen irgendwo ein klirrendes Geräusch gehört haben (was wohl möglich ist, da in Österreich ja alles zum Stillstand gekommen war) …dies könnte mein Herz gewesen sein, welches gerade in tausenden kleinen Scherben zerbrochen ist (was für eine dramatische Darstellung 😅). Wenn ihr nur müsstet wie unfassbar enttäuscht und gleichzeitig wütend und grantig ich war. Ich weiß nicht, ob ich schon jemals so innerlich gekocht habe.

Mit unvergleichlicher Wut im Bauch bewegte ich mich Richtung Sydney Cricket Ground. Ich habe bisweilen noch immer nicht den Hauch einer Ahnung wie dieser Sport funktioniert, aber 48.000 verrückte Australier, die ihre Leidenschaft nachgehen …- …klingt nach einem geilen Nachmittag. Im strömenden Regen kämpfte ich mich zur Sportstätte und hatte zum Glück mein Ticket bereits Wochen im Voraus gebucht. (Und als Ausdruck mit, da sich mein Mobiltelefon gerade für immer verabschiedet hat). Vor den Toren der Arena angekommen, musste ich mit Verwunderung feststellen, dass der Parkplatz völlig leer gefegt war, aber trotzdem Musik und Lautsprecher Durchsagen aus dem Stadion ertönten. Ich suchte einen der wenigen Sicherheitskräfte auf, der mir unverzüglich erklärte, dass dieses Spiel aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde 😡. (Memo an mich, überprüfe ab und zu deinen E-Mail-Spam-Ordner).

 

Ich lamentierte wie ein heulendes Kind herum, welches zum wiederholten mal vom Weihnachtsmann ignoriert wurde, bis ich mir zumindest die Erlaubnis erjammert habe, einen Blick in das riesengroße Stadion zu werfen. Verflucht, war ich in diesen Stunden angepisst. Mobiltelefon im Arsch, durchnässt bis in die Knochen, abgefroren und vollkommen frustriert. Ich hasste diese Welt und jeden einzelnen, der etwas mit ihr zu tun hat. Wie ein trotziger Teenager in seiner schlimmsten pubertären Phase, setzte ich mich in das leere Stadion und bemitleidete mich selbst. Mein Verhalten war mir so unangenehm und peinlich, aber ich konnte es einfach nicht korrigieren. Ich bat diesen Security-Menschen ein Foto aufzunehmen, damit ich mich an diesen Tag und an dieses beschissene Gefühl für immer zurückerinnern kann. (Es hat einen symbolischen Charakter, oder?). Im Nachhinein schäme ich mich für mein zickiges und blamables Verhalten …- …aber ich war so unglaublich frustriert und fühlte mich vom Leben betrogen.

Jetzt hatte ich zwei Möglichkeiten: Schmollen, spinnen, mich weiter bemitleiden, kapitulieren und zurück in mein 16-Bett-Zimmer zurückzukehren. (Welches ich indessen nur mit einem Spanier 🇪🇸 teilte, dem zu dieser Zeit sogar die Rückreise in sein eigenes Land verweigert wurde). Oder die Zeit im leeren Stadion totzuschlagen und mich, mithilfe der heimischen Bevölkerung (Mobiltelefon sei Dank 📵) zur Archie Rose Destilliere durchzuschlagen, um meine gebuchten Gin-Verkostung in die Realität umzusetzen. (In meiner aktuellen Gemütsphase steht der Begriff „Verkostung“ als Synonym für völlige alkoholische Vernichtung!). Während ich noch intensiv mit mir gerungen habe, stand ich völlig durchnässt und halb ertrunken vor den Pforten der ältesten Destilliere Sydneys. Dem Himmel sei Dank wurde die Tour, durch die Gin-Landschaft des fünften Kontinents, programmgemäß durchgeführt. Wie ihr bereits vermuten könnt, hielt sich die Anzahl der Besucher in Grenzen. Diese Tatsache hinderte die Betreiber dennoch nicht ihre Schätze auf vorbildliche Art und Weise zu präsentieren. Bei all meinen vergangenen Besuchen, der verschiedensten Destillieren weltweit, ergab sich immer dieselbe, knifflige Herausforderung: Du musst irgendwie den theoretischen Teil halbwegs gut überstehen, bis es dann ans Eingemachte geht.

 

Nach dem Motto: „An diesem Ort bleibt keine Kehle trocken“, wurden die feinsten und luxuriösesten Gin, Wodka und Whiskey Sorten aufgetischt. Die Betreiber geizten nicht mit der Menge und den unterschiedlichen Variationen und für einen kurzen Augenblick war ich in einer Welt gefangen, die nur mehr eine einzige Botschaft sendet: „The Last Day On Earth“. Als wäre es wirklich der letzte Tag, bevor die Welt untergeht. Es wurde getrunken, gelacht, getrunken, diskutiert, getrunken, Reise Erfahrungen ausgetauscht, getrunken und getrunken. Nachdem noch ein wenig getrunken, diskutiert, getrunken, gelacht und getrunken wurde, konnte ich mich minimalistisch „angeheitert“ mit freundlicher Unterstützung der öffentlichen Verkehrsmittel wieder zurück in mein 16-Bett-Zimmer begeben, und ich benötigte wohl keine 2 Minuten, um im Land der Träume zu verschwinden.

 

Wiederum erwachte ich früh morgens und die letzte Nacht zollte unverzüglich ihren Tribut. (Einer dieser seltenen, aber wohl auch für euch bekannten Geistesblicke: Ich trinke nie mehr wieder 😅!) Mein Hostel war direkt im Zentrum der Stadt gelegen und in diesen Morgenstunden spielte sich der nackte Wahnsinn in den Straßen von Sydney ab. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich aus dem Fenster geblickt habe und mich gleichzeitig verdutzt frage: Was zur Hölle ist den hier los? Kein funktionstaugliches Telefon griffbereit zu haben, bedeutet in unserer modernen Welt: Du bist vollkommen verloren und richtig im Arsch. Ich torkelte hinunter auf die Straße und konnte noch immer nicht einordnen, was hier gerade passierte. Die Fahrzeuge fuhren langsam herum, spielten mit ihren Lichtern und ihren Warnblinkanlagen und testeten die Lautstärker ihrer Hupen. Die Australier spazierten kreuz und quer durch die Gassen und zelebrierten ihre Freunde. Normalerweise würden sich jetzt unzählige Theorien in meinem Kopf zusammensammeln, aber für einen kreativen Gedankengang stand ich heute nicht zur Verfügung. Nationalfeiertag? Eine Weltmeisterschaft gewonnen? Oder feiern die Wahnsinnigen tatsächlich den Beginn des Lockdowns? Ich getraute mich nicht zu fragen, bis ich es unwiderruflich verstanden habe …- …, und zwar? Nein, das werde ich euch nie erzählen 🤪. Niemals! …- … Okay, okay, das wäre nun ewig fies von mir. Der Grund dieser Feierlichkeiten hatte einen fabelhaften Hintergrund. Die Stadt feierte sich selbst und vor allem ihre Helden. Wir ihr bestimmt in den Medien gelesen habt, herrschten während dieser Sommermonate die schlimmsten Waldbrände, die Australien jemals heimgesucht hatten. Unzählige Hektar Land wurden zerstört, tausende Menschen verloren ihr Hab und Gut und die Bilder der verkohlten und verängstigten Koalas gingen um die Welt.

 

In den heutigen morgen Stunden wurde das letzte Buschfeuer erfolgreich gelöscht. Die Menschen legten zahllose persönliche Geschenke und Gegenstände vor einer Feuerwache ab. Durch diese Geste, konnte ich trotz meines Brummschädels, eins und eins zusammen zählen, der ganze Kontinent huldigt seine Helden …- …eine wunderschöne Geschichte. Von diesem Tag habt ihr in den Medien nie etwas erfahren, oder? Typisch mediale Berichterstattung! Desto brutaler das Feuer, desto mehr Zerstörung und Tote, desto interessanter. Aber der Tag, an dem der Kampf gegen die Flammen gewonnen wurde, erregte kaum ein nennenswertes Interesse.

 

(Kurzer Exkurs: Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum bei einem Flugzeugunglück immer nur die Anzahl der Todesopfer fett in der Überschrift präsentiert werden? Die Zahl der Überlebenden spielt im Regelfall eine deutlich untergeordnete Rolle).

Im Allgemeinen kommt jetzt dieser Teil, in dem ich euch versichere: Es gibt noch so viel zu erzählen und ich wäre gezwungen weitere hunderte und tausende Wörter zu schreiben, um euch nur einen kleinen Einblick in diese Stadt/ in dieses Land zu schenken, aber mein Zeitplan drängt und ich muss umgehend weiter. In Down Under steht die Welt indessen Kopf (und dies meine ich nicht nur geografisch 🤪) und wenn ich etwas habe, dann ist es Zeit, verdammt viel Zeit. Soweit es noch möglich und erlaubt war, nutzte ich die verbleibenden Tage und Stunden, um die Stadt inklusive ihrer grandiosen Umgebung, mit den wunderbaren Inseln und Sandstränden, zu erkunden. Aber mit der absoluten Gewissheit, dass meine Reise hier vorzeitig endet und mein Ziel der 50 Länder geplatzt ist, habe ich keine Motivation mehr, Details über Sydney festzuhalten. Allerdings verspreche ich euch und mir eines: Sobald es die Chance wieder gibt, werde ich genau hier von vorne anfangen, um das Projekt zu beenden. Dann bekommt ihr einen Reisebericht präsentiert, der euch den ganzen australischen Kontinenten auf meine persönliche Art und Weise näher bringen wird.

 

Nachdem ich mich das erste Mal ernsthaft bemüht habe, wieder nach Österreich zurückzukehren, musste ich feststellen: Das ist absolut unmöglich! Am heutigen Tage realisierte ich es: Ich sitzt hier fest! Kein einziger verdammter Flug Richtung Europa, Asien oder die USA verlässt dieses Land mehr. Sie haben es wirklich durchgezogen, sie haben die Flughäfen komplett gesperrt und sich völlig von der Außenwelt abgeschottet. Selbstverständlich habe ich mich in den Medien über dieses mögliche drohende Szenario informiert, aber ich hätte es nie im Leben für denkbar gehalten, dass es Realität wird. Du sitzt auf deinem kleinen Stockbett, hast dein neu organisiertes Mobiltelefon in den Händen, überprüfst die klassischen Flugvergleichsseiten und findest nichts …- …nicht ein einziger Flug! Unerträgliche Vorstellung und ein ganz mulmiges Gefühl, wenn du endlich kapierst, dass du gestrandet bist.

 

Die einzige Chance Australien noch zu verlassen, war der Flug nach Auckland, Neuseeland 🇳🇿. Ich habe nicht allzu lange darüber nachgedacht, denn die Zeit drängte. In den nächsten Tagen schließt auch Neuseeland seine Pforten für eine ungewisse Zeit. (Update 09/21: Wahnsinn, 16 Monate später und es herrscht noch immer eine komplette Blockade). Zum Glück, oder nein, eigentlich ist es kein Glück, sondern meiner ausgiebigen und detaillierteren Planung zu verdanken, dass ich mein neuseeländisches Visum bereits vor einigen Wochen angesucht habe, sonst hätte ich nicht am aller letzten Tag einreisen können.

Mein Fazit: Ein nachvollziehbares Resümee über Australien zu ziehen ist nicht möglich. Der komplette Kontinent blieb mir verwehrt. Sydney im Zuge eines Ausnahmezustandes und während eines Lockdowns zu bewerten ist gewissermaßen ausgeschlossen. Aber eines sei dazu gesagt: Die Stadt hat ihren positiven Ruf zu Recht erhalten.

 

Meine Kosten: Dass Sydney, genauer gesagt das ganze Land zu den teuersten Gebieten der Welt gehört, ist ja bekannt. Aber die alltäglichen Preise für Kost und Logis sind schon unverschämt hoch. Spart, meine Lieben!

 

Sicherheit: Orientierungslosigkeit in der Wildnis, gefährliche Tiere, drohende Naturkatastrophen usw. – laut Recherche und Geschichten von Reisenden darf man diese Gefahren niemals unterschätzen. Da ich die Stadt nie verlassen konnte, kann ich nur mutmaßen, aber ich denke, da ist was Wahres dran. Sydney an sich gehört zu den sichersten Großstädten unseres Planeten.

 

…die Air New Zealand bringt mich im letzten Moment nach Auckland 🇳🇿, Neuseeland. Ehrlich gesagt hätte ich nie mehr damit gerechnet, dass dieser Flug noch ausführbar war …- …also, wir lesen uns noch einmal …

 

Hier gehts nach Neuseeland 🇳🇿