Europa

Plural Phalli 🇮🇸

Island, das Land der Gletscher und Vulkane. Unfassbare Wasserfälle, endlose Lavafelder, mysteriöse Höhlensysteme und sagenumworbene Fabelwesen. Ja, darüber sprechen sie alle, aber warum zur Hölle erzählt niemand die Geschichte vom größten (und vermutlich einzigen) Phallus Museum der Welt. Eine rhetorische Frage. Es wird verständlicherweise dutzende Gründe geben, aber die ignorieren wir jetzt einfach einmal.

Wenn man durch die kleinen Gassen von Reykjavík streift und auf das weltweit größte und einzige (persönliche Annahme) Penis-Museum trifft, stellt man sich die eine oder andere Frage: Warum zum Teufel gibt es sowas? Wer oder was hatte das Bedürfnis, dieses Museum zu gründen und natürlich: Welcher ist der Größte von allen? Spoiler: Ihr bekommt alle Antworten nach Hause geliefert.

Im Jahre 1997 gründete der pensionierte Lehrer Sigurður Hjartarson das isländische Phallus-Museum. Der Anreiz war sein Interesse an Penissen, welches er bereits in seiner Kindheit verspürte. (Welche Interessen hattet ihr in eurer Kindheit eigentlich? 🤔) Sigurður war von einem Bullenpenis fasziniert und sammelte im Laufe der Jahre ein Objekt nach dem anderen. Gute 25 Jahre später befinden sich fast 300 Exemplare in seiner unvergleichlichen Sammlung. Da seine Nachbarn nicht immer allzu angeregt waren, musste er zweimal seinen Standort ändern (Reykjavík – Húsavík – Reykjavík), um schlussendlich den passenden Platz gefunden zu haben: inmitten der Fußgängerzone der isländischen Hauptstadt. (Hoffentlich war die Umzugsfirma nicht so steif, wie seine ehemaligen Nachbarn 😉).

Neben dutzenden Wal, Robben und Eisbärenpenisse befinden sich auch Exemplare von Elfen und Trolle in seiner Sammlung. Bedauerlicherweise erzählen die isländischen Sagen, dass man diese Fabelwesen nicht sehen kann, deswegen sind auch deren besten Stücke nicht direkt ersichtlich. Sehr detailliert ersichtlich ist immerhin das einzige menschlichen Exemplare, welches bis heute gespendet wurden. Eine graubraune, verschrumpelte Masse, die in einem Reagenzglas herumschwimmt und … – … lassen wir die Details lieber Details sein. Den Kleinsten kann man einzig und allein per Lupe erkennen (im nächsten Leben möchte ich bitte kein Hamster sein 🙈), aber springen wir gleich direkt zur alles entschiedenen Frage: Wer hat den Größten? Die Antwort liegt auf der Hand (bitte nicht bildlich vorstellen): Der Pottwal ist selbstverständlich unser Gewinner. Ein knapp zwei Meter großes Exemplar schwappt in einem gelben Behälter leicht hin und her …- … und hin und her und hin und her.

Bevor das Museum, den völlig verdienten und weltweiten Ruhm genoss, versuchte Sigurður verzweifelt einen Käufer zu finden. Die hoffnungslose Suche gestaltete sich überraschenderweise mühselig, aber zum Glück übernahm sein Sohn Hjörtur Gísli den Laden und führt die wenigen Besucher durch seine, zum Glück, gut gelüfteten, Räume.

An meinen ersten Moment im Reich der isländischen Phalli (ja, das ist der Plural 😉) kann ich mich noch sehr gut erinnern. Die Ausstellungsräume waren frei von jeglichen Besuchern, der junge Inhaber kam auf mich zu und fragte, ob ich nicht ein Foto von mir und dem Pottwal Dingsbums machen möchte? Ich denke, ich verzog ein klein wenig meine Augenbrauen und erwiderte: Ähm, nein, wieso sollte ich das wollten? Seine Antwort: „Mit dem vom Hasen würde es schwierig werden“. Ich liebe diesen trockenen, isländischen Humor, und ja ihr dürft das Bild anklicken (was ihr bestimmt schon getan), um seine volle Größe zu bestaunen.

FSK ab 16: Das Herumklicken auf den folgenden Button ist nur Personen ab dem 16 Lebensjahr erlaubt. Eltern haften für ihre Kinder.

Eines, der vielen kleinen Nebengeräusche: Der führende Nationalsport Islands ist Handball und bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking 🇨🇳 hat das Nationalteam sensationell die Silbermedaille gewonnen.

Als Zeichen der Anerkennung erhielt der Museumsinhaber eine wild romantische Skulptur: 15 Phalli der erfolgreichen Sportler. Manche Legenden behaupten, es handelte sich um die realen Abgüsse der Olympiahelden, andere wiederum erklären, dass Fans detailgetreue Vorlagen geformt hätten, damit die Skulptur so realistisch, wie möglich wirkt. Die Wahrheit ist wohl irgendwo da draußen.

Know Before You Go: Das Museum ist täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr geöffnet und aktuell sucht der Inhaber nach weiteren, menschlichen Exemplaren, welche sich hier verewigen möchten. (Dies ist kein Scherz). Visit Website!