Oman

In der folgenden Expedition wird sich vieles um Kamele 🐫 drehen. Wadi Wie? Wadi Was? Wadi Wer? Was zur Hölle sind all diese Wadis? Ich berichte euch von der kürzesten Tour meines Lebens …- …etwas über Kamele …- …und ihr werdet die schönsten Strände der Erde kennenlernen. Ich verrate euch die wunderbarsten Begrüßungswörter …- …eine schöne und gleichzeitig traurige Geschichte eines Flugzeugwracks und irgendwas mit Kamelen…

Oman for Dummies: Auf der arabischen Halbinsel liegt das Sultanat Oman. Flächenmäßig ist der Wüstenstaat fünfmal größer als Österreich, verfügt aber gerade einmal über die halbe Bevölkerungsanzahl. Die Amtssprache ist arabisch (obwohl man mit Englisch erstaunlich gut überleben kann), die Hauptstadt heißt Muscat …- … Nationalsport ist Kamelreiten und der Oman produziert die teuersten und exklusivsten Parfums unserer Welt. Es ist streng verboten mit getönten Scheiben oder geschlossenen Vorhängen Auto zufahren (warum auch immer 🤔) und es leben definitiv mehr Kamele als Menschen im Sultanat.

 

Armut, Bettler, Kriminalität oder Obdachlosigkeit sind Fremdwörter. Die Omani sind äußerst gastfreundliche, offene und neugierige Menschen. (Laufend musste ich für Selfies herhalten. Vielleicht weil ich so süß bin, oder weil ich doch etwas anders aussehe? Na ja, sagen wir einmal, die Wahrheit liegt irgendwo da draußen). Der Oman ist ein streng islamisches Land, deswegen sollte man sich an die vorgegebenen Regularien halten. Dank der Ölmillionen ist es ein hoch entwickelter Nationalstaat, der allerdings seine Prioritäten in Bildung, Wissenschaft und Gleichberechtigung setzt und auf den internationalen Bauwahnsinn vollkommen verzichtet …- …ach ja und Kamele sind auch überall anzutreffen. Der Wüstenstaat gehört zu den wenigen Ländern der Welt, die ein absolutes „Dry Country“ Prinzip verfolgen. Es gibt einfach keinen Alkohol, nicht hier, nicht dort, nicht da, einfach nichts …- …gar nichts! (Kein Zwinker-Emojie, es gibt wirklich nichts!) …habe ich schon erwähnt, dass es Kamele gibt 😜?

 

Jetzt kann ich es ja verraten: Ich hatte keine Vorstellung, ob es klug sei, diesen unbekannten Staat vollauf allein mit einem Mietwagen zu erkunden. Informative Reiseführer sind Mangelware, der Roadtrip durch den Oman wurde scheinbar noch nicht erfunden, aber wisst ihr was? Dieses Risiko einzugehen war eine der klügsten Ideen, die mein verträumtes Gehirn jemals hervorbrachte. Ich will euch die Spannung nicht nehmen, aber würde mir jetzt jemand folgende Frage stellen: Was war dein bisher aufregendstes Reiseziel? Bye-bye Georgien 🇬🇪, du wurdest soeben an der Spitze abgelöst.

 

War es einfach nur verdammtes Glück, Bestimmung oder Zufall? Wie auch immer, der perfekte Empfang, mit den wunderschönsten, zwei kleinen Worten, die eine Reise vollkommen auf den Kopf stellen: „FREE UPGRADE“. Vorab studierte ich lange; sollte ich mir einen äußerst kostspieligen 4 × 4 Geländewagen gönnen, der mein Budget an den Rand des Abgrundes bringt oder einen kleinen Lada (oder ähnliches), der meine finanziellen Ressourcen zwar schont, aber mindestens 40 Prozent des Gebietes für mich unerreichbar macht. Schlussendlich musste ich mich für den Lada entscheiden und betrat nach einem sehr anstrengenden 30 Minuten (!!) Flug die Mietwagenhalle. (Der Flug von Dubai, V.A.E. nach Muscat gehört zu den kürzesten der Welt, aber die Landesgrenze darf für internationale Reisende nur per Flug überschritten werden). Die junge Dame am Schalter erklärte mir, dass mein reservierter Wagen nicht mehr verfügbar ist 😱, aber sie hatte ein gewisses Lächeln auf ihren Lippen und ich wusste, was jetzt passiert. Die Engel tanzten bereits im Kreis, ich konnte die Reflexion des Glitzers in meine Augen überall sehen und ich wartete, hoffte und betete, um die zwei magischen Wörter zu hören …- … und da sind sie: Free Upgrade!…- …Free Upgrade! … noch einmal alle gemeinsam: Free Upgrade! Dieses Wort Upgrade ist so wunderschön zu hören und wenn es von dem Wort Free begleitet wird, grenzt es an Magie.

 

Meine, bis ins kleinste Detail ausgewertete Route konnte ich verbrennen, denn als Besitzer der Autoschlüssel eines 4 × 4 Jeep Geländewagens ermöglichen sich neue Aussichten. Ein gutes Timing für einen Island 🇮🇸 vergleicht. Die wenigen Hauptstraßen sind im perfekten Zustand, die Verkehrsauslastung ist gering, aber alle diese Seitenstraßen, die in die spannenden Regionen führen, sind mit einem normalen Wagen nicht zu bändigen. Ein kleiner Unterschied zu Island wäre da doch: Der Liter Sprit wird mit 25 bis 30 Cent aufgelistet ⛽.

 

Drei entscheidende Aspekte betreffend, einen Roadtrip habe ich nicht kommen sehen. Sie brachten mich um meinen Verstand, raubten mir die Nerven und schickten mich beinahe ins Grab.

 

Aspekt Nummer 1: Die Navigation durch den Oman als spannendes Abenteuer zu bezeichnen wäre etwas untertrieben. Sowohl Google Maps als auch Konsorten funktionieren mit viel Fantasie. Auf einer endlos langen, geraden Strecke befehlt dir, die Googles Maps Stimme die zweite Ausfahrt im Kreisverkehr zu nehmen 🤔. Wenn sie dich nach rechts schickt, meinte sie wahrscheinlich links und wenn du ihren Anweisungen blind vertraust, wirst du entweder zum Geisterfahrer oder stürzt die Klippen hinab. Aus taktischen Gründen organisierte ich mir eine klassische Landkarte. (Ihr wisst schon, so ein Teil aus Papier, was sich nie wieder zusammenfalten lässt 🙈). Da sich mein Talent arabische Schriftzeichen zu interpretieren leider in Grenzen hielt, ging auch dieser Plan nicht auf. Ich sag es euch, da waren Momente 😡 und Ehrenrunden dabei, wo ich Angst gehabt habe, ich wäre versehentlich schon im Jemen 🇾🇪 gelandet. Mit viel Gefühl fahren, die Himmelsrichtungen erahnen, den Kompass verwenden und so gut wie möglich sich durchzufragen. Die kleineren und mittelgroßen Siedlungen verzichten auf jegliche Form von Adressenangaben oder Hausnummernzuordnung. Ein Hotel ist von Zeit zu Zeit gekennzeichnet, aber da ich mir nur Airbnb Privatunterkünfte organisiert habe, war die Suche, wie die berühmte Nadel im Nadelhaufen. Tipp: Wenn ihr dieses Erlebnis auch erleben möchtet, bittet eure Gastgeber um die Zusendung von Satellitenbildern oder lässt sie Fahnen schwenken oder Rauchzeichen geben, oder was auch immer …- …f**k! …- …vor allem als es Dunkel wurde 😳.

 

Aspekt Nummer 2: Alles, was flauschig ist, über gesunde Beine verfügt, entspannt liebend gerne am heißen Asphalt. Der Straßenverlauf ist meist kurvenreich und wechselt ständig, die Höhenlage = null Sicht! Ziegen liegen bereitwillig herum (leider auch viele Kadaver 😪) und sorgen für eine erhöhte Gefahrenstufe. Am ersten Abend hätte ich beinahe eine Kamelherde gecrasht. Nur um Haaresbreite trabten sie an meinen Wagen vorbei. Am Tag sind sie gut zu erkennen, aber nach Einbruch der Dämmerung sollte das Autofahren im Oman allemal eingestellt werden. Kamele, Kamele, Kamele, Kamele …- …überall Kamele! Das erste Aufeinandertreffen ist natürlich fesselnd und spannend. Man beobachtet die Tiere und fährt langsam an ihnen vorbei: Safari Time. Ein paar Stunden später geht die Aufregung zurück und irgendwann wird es nur mehr lästig. Ziegen und Kamele sind eure erste Herausforderungstufe. Die Endgegner sind Andere! Ich liebe sie, ich vergöttere sie, das wisst ihr alle, aber die omanischen Eseln haben den Begriff Sturheit neu definiert. Sie lieben es einfach, mittig am heißen Asphalt zu liegen und mir die Nerven zu rauben. Dem omanischen Esel ist es vollkommen scheißegal, ob ihr ihn freundlich bittet aufzustehen und wegzugehen, oder ihn aggressive anhupt. Auf einer zweispurigen Straße erweitert man seine Slalom-Technik, aber wenn es diese engen, einspurigen Straßen betrifft, wo Ausweichen gewissermaßen unmöglich ist …- …na dann 😡. Motor abstellen, aussteigen, umgekehrte Psychologie anwenden, ein paar Nettigkeiten austauschen, mit Streicheleinheiten verwöhnen …- …nichts scheint zu helfen.

 

Aspekt Nummer 3: Die meisten Gebirgspässe sind nur mit einem Geländewagen befahrbar. Es gibt Checkpoints, an denen die Polizei die Qualität des Wagens überprüft. Der passende Pkw ist das eine, aber die richtigen Fahrqualitäten was anderes. Einmal hat mich ein liebenswerter Omani mit einem Abschleppseil aus dem tiefen Sand befreit (Wahaiba Sands) und ein anderes Mal wurde ich gezwungen eine einspurige Gebirgsstraße wieder rückwärts zurückzuschieben, weil der Gegenverkehr darauf bestand. Meine Knie zittern immer noch.

 

Zusammenfassung: Autofahren ist im Oman wunderbar einfach, aber nehmt euch dieser Themen an und fährt vorausschauend, sonst landet ihr früher oder später in einer Herde voller Kamele.

 

Ein schönes Kapitel um euch diese kalte Jahreszeit etwas zu versüßen. Strände, Strände und noch einmal Strände. Ihr wisst schon: so schön, dass es keine richtigen Worte dafür gibt.

Nur ein paar Namen und Beispiele damit ihr die Begriffe einmal gehört habt: Yiti Beach 🥰, Al-Sifah Beach 🥰 oder der Azaiba Beach 🥰 (der Hausstrand Muscats). Der Golf von Oman bietet so viele phänomenale Küstenabschnitte und sie haben alle was gemeinsam: gänzlich naturbelassen – Abwechslungsreichtum – kilometerlange Sandbänke wechseln sich mit steilen Klippen ab – keine Resorts, Hotels, Restaurants oder regulierte Badestellen.

 

Die Turtle Bay Beach möchte ich euch persönlich vorstellen. Dieser Abschnitt liegt an der Südküste des Landes in unmittelbarer Nähe der wildromantischen Hafenstadt Sur. In meine persönliche „Top 3 Beaches – All Around The World“ Liste, hat er seinen Platz sicher. Dieser Privatstrand gehört einer Tierschutzorganisation, die sich der Erforschung der Meeresschildkröten widmet. Deswegen ist der Zugang streng reguliert und man darf sich nur auf bestimmten Pfaden fortbewegen. Es erfolgt eine Registrierung vor Ort und dann betritt man einen Bereich unserer Erde, der unvorstellbar ist. Der Wanderweg führt an stark abfallende Klippen entlang, man durchquert Höhlen und umrundet einzigartige Felsformationen. Die Spuren der Meeresschildkröten sind allseits im Sand ersichtlich. Die Nester sind zum Schutz gekennzeichnet und am Rande der Klippen erblickt man sogar diese magischen Tiere in ihrer wilden Umgebung. Im Laufe dieser Stunden kreuzte keine einzige Menschenseele meinen Kurs. Hier ist er wieder: „Der Jäger des Augenblicks“ …- …diese Momente: im Sand liegend und die atemberaubende Natur genießend, werden ewig in Erinnerung bleiben.

Die kleine Küstenstadt Sur muss ein Fixpunkt auf eurer Route sein. Das allererste Mal in meinem Leben, dass ich zu hundert Prozent in die Welt der arabischen Nächte eintauchen konnte. Ich hatte Glück, früh morgens habe ich ein norwegisches Paar kennengelernt, mit dem ich gemeinsam diesen Ort erkundete. Festungen, Moscheen, Wehranlagen, Verteidigungstürme, Fischerstrände, alte Holzboote, Souks, Leuchttürme, Flaniermeilen …- …alles, aber auch wirklich alles was das Aladdin Herz begehrt.

 

Wadi Wie? Wadi Was? Wadi Wer? Wadi Wo? Wer sich mit dem Oman beschäftigt, wird in erste Linie mit dem Begriff Wadi konfrontiert. Ein Wadi ist ein Tal, welches nach intensiven Regenfällen vorübergehend Wasser führt. Bei einer Küstenfahrt entlang dem Golf von Oman kreuze ich alle paar Kilometer ein neues Wadi. WICHTIG: Immer den Wetterbericht im Hintergrund behalten. Bei drohenden Unwetter sollte man den Besuch eines Wadis ausnahmslos vermeiden. Binnen weniger Minuten entwickeln sich Sturzfluten, die alles Erdenkliche mit sich reißen.

 

Heute scheint die Sonne und es wird im Laufe diese Woche kein Millimeter Regen erwartet, deswegen nutzen wir diese Schönwetterphase und erforschen unser erstes Wadi. Ich gehe einmal stark davon aus, dass ihr mich begleiten möchtet.

 

Unser Wadi Wahnsinn beginnt am Wadi Dayqah Dam. Dieses trocken liegende Flussbett liegt am größten Stausee Omans inmitten der beeindruckenden Gebirgslandschaft und sorgt für einen sagenhaften Ausblick und ein beängstigtes Gefühl der Isolation. Wadi Al Arbeieen ist unser zweites Ausflugsziel. Ebenso wunderschön anzusehen, allerdings ist die Straße kaum befahrbar, deswegen drehen wir auf halber Strecke wieder um. Allein wäre ich wahrscheinlich weiter gefahren, aber die Verantwortung für euch möchte ich nicht zur Gänze übernehmen 😉. Das Wadi Tiwi liegt nur wenige Kilometer weiter südwärts. Ein reißender Fluss kämpft sich durch das Gebirge. Hier wurden wir leider von zahlreichen, flauschigen Eseln gestoppt, die einfach nicht zur Seite gingen. (Okay, okay, der wahre Grund: Ich war mit dem Streicheln so beschäftigt, dass mir einfach der Tag ausgegangen ist 🤷‍♂️).

 

Heute Morgen steht das Wadi Bani Khalid auf unserer Agenda. Das bekannteste und meist frequentierte Wadi des ganzen Landes. Eine fahrbare Straße führt tief ins Tal hinein und endet bei den ersten Badestellen. Wir sind bereits den achten Tag im Oman unterwegs und das erste Mal treffen wir auf so etwas Ähnliches wie Touristenmassen. Ein kleiner Marsch mit herausforderten Klettereinlagen führt unscheinbar ins Innere des Landes hinein.

 

So, aber jetzt: Endlich haben wir unser persönliches Lieblingswadi gefunden, das Wadi Shab. (Denkt ihr, dass es noch einen Menschen auf dieser großen weiten Welt gibt, der über ein Lieblingswadi verfügt 🤔). Zum Glück begleitet ihr mich, den Bilder oder Videos kann ich leider keine zur Verfügung stellen. Nicht weil es das einzige FKK-Wadi der Welt ist, oder das Fotografieren untersagt wäre, nein, dies hat einen anderen Grund.

 

Schön langsam spüren wir die alltägliche Hitze, das Thermometer klettert wieder auf 35°. Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite und wir fahren aufmerksam die Küstenstraße entlang, damit mir einerseits keine Kamele crashen und andererseits unser Wadi nicht übersehen. Nach der gestrigen, etwas holprigen Exkursion durch das Wadi Al Arbeieen freuen wir uns auf Entspannung und eine lange Wanderung. Wir verfluchen kurzzeitig unser Navigation-System wieder, da es einen wiederholten Mordanschlag an uns plante und uns die Klippen abwärts schicken wollte 🤦‍♀️. Ein allzu rares Bild: Am Straßenrand stehen einige Fahrzeuge geparkt, die unter einer Brücke Schutz suchen. Die Neugier steigt, wir bedanken uns noch mal höflichst für das Free Upgrade und stellen unseren Jeep am steinigen Gelände ab. Einige Omanis sitzen am Ufer des Flusses und winken uns energisch zu. Auf ihre typisch freundliche Art erklären sie uns, dass wir am Wadi Shab angekommen sind. (Google Maps hätte uns noch dreißig Kilometer in den Ozean geschickt 🙈).

 

Der Wanderweg in die Tiefe des Tales und zum abschließenden Wasserfall startet jedoch auf der anderen Seite des Flusses. Als wir gerade anfangen wollten uns den Kopf darüber zu brechen, wie wir bei dem Hochwasser da hinüberkommen, sitzen wir bereits in einem kleinen Boot fest. Gegen eine kleine Spende bringen uns die Omanis auf ihren klapprigen und nicht wirklich vertrauensvollen Booten auf die andere Seite des Flusses. Eine knappe Stunde führt uns dieser einsame Trail immer tiefer in die Schlucht hinein. Der Pfad variiert ständig seinen Schwierigkeitsgrad und seine Außendarstellung. Wir schreiten durch ein breites, ausgetrocknetes Flussbeet, klettern in Smeagol Manier über Steine und Felsen, waten durch seichtes Wasser und kämpfen uns verbissen durch die dichte Vegetation des Dschungels. Verlaufen können wir uns nicht, denn die endlos hohen Steilwände sind auf beiden Seiten nicht zu übersehen. Von Zeit zu Zeit treffen wir auf ein paar Eseln, die in den Höhlen Schutz vor der Sonne suchen und sogar ein paar Wanderer kommen uns entgegen. Jetzt stellen wir uns der ersten echten Herausforderung. Wir sind am ersten großen Becken angekommen und da die Steilwände an den Seiten unüberwindbar sind, gibt es nur einen Weg zum Wasserfall …- …direkt hindurch! Wir legen alle Wertsachen und unnötigen Gegenstände in die Rucksäcke und verstecken ihn zwischen den Felsen. Uuuunnnnd …- … Sprung! Ab ins eiskalte Flussbecken. Wow!!! Was für ein geiler Moment. Die Hitze ist Geschichte, die Kleidung klebt an uns fest und wir schwimmen durch das klare Wasser …- …eine absolute Offenbarung. Das erste Becken scheint nicht allzu tief zu sein, deswegen gehen wir Schritt für Schritt weiter und können gerade noch so den Kopf aus dem Wasser strecken. Ein paar hundert Meter legen wir auf diese Art und Weise zurück. Stellenweise sind die Wege so eng, dass wir gerade noch hindurchpassen. Ich denke erst jetzt realisieren wir, an welchen sagenhaften Ort wir gelandet sind: glasklares Wasser, Sonnenschein, kahle Felswände …- …umgebend von der Natur …- …wieder einer dieser Momente 😊.

 

Der erste Pool neigt sich dem Ende, deswegen klettern wir auf alle Vieren weiter. Vorwärts geht es über Felsen und Steine hinweg, bis wir in das nächste Becken eintauchen müssen. Als wir den Boden unter unseren Füßen nicht mehr spüren können, kommt ein etwas muffigeres Gefühl in uns hoch. Vollkommen durchnässt schreiten wir weiter, aber wir sind so was von endlos glücklich und frei. Becken Nummer drei erfolgreich durchschwommen und schön langsam hören wir den Klang des Wasserfalls. Jetzt heißt es noch einmal den ganzen Mut zusammennehmen, denn die Höhle steht uns bevor. Hallo Echo! Hallo Mario! Natürlich können wir es nicht lassen 😅. Das Sonnenlicht gibt uns den Weg vor und die letzten Schwimmzüge bringen uns zum ersehnten Ziel. Zugegeben, der Wasserfall ist mit seiner geringen Höhe nicht spektakulär, aber wen juckt es.

 

Was für ein unglaublich, sagenhaftes, geniales Gefühl diesen zauberhaften Ort auf diesen Weg zu erreichen. Tief ausatmen, einige Augenblicke genießen, dankbar sein, dass wir die Chance haben, so etwas erleben zu dürfen. Der Rückweg verlief genauso anstandslos und spektakulär wie der Hinweg. Unser Rucksack war noch an Ort und Stelle und die Omanis brachten uns wieder zurück zu unseren Wagen. Mit einem Satz: ein perfekter Tagesausflug.

Al Jabal Al Akhdar ist kein Zauberspruch, sondern einer, der schönster Ort, der arabischen Halbinsel. Das Gebiet befindet sich im Hadschar Gebirge und schenkt euch eine traumhafte Landschaft. Ein zweispuriger, allerdings brutal steiler Pass endet auf über 2.500 Höhenmeter. Der Zugang liegt unter ständiger Kontrolle der omanischen Polizei. Ohne meinen Free Upgrade wäre mir dieses Paradies wohl entgangen. Am Bergkamm stehen Oliventerrassen, Dattelbäume und Sträucher gefüllt mit Granatäpfeln. Das Privileg die Datteln direkt vom Baum zu pflücken um zu essen ist schon genial, aber diese Granatäpfel …- …ich sage es euch …- …dieser Geschmack ist unvorstellbar. Die Äpfel zwickt man direkt von den Sträuchern und Bäumen ab, öffnet sie und genießt ihren fruchtigen Inhalt. Die Umgebung ist gekennzeichnet von verlassenen Dörfern und deren Ruinen. Wieder einer dieser „Jäger des Augenblicks“ Momente. Die angenehmen Temperaturen genießen, die Höhenluft inhalieren, sich auf den abgenutzten Mauern der Ruinen ausruhen, die verlassenen Dörfer erkunden und sich den Bauch mit frischen Granatäpfel und Datteln vollschlagen. Wohl schon früher, aber spätestens in diesen Sekunden bin ich dem Oman hoffnungslos verfallen. Ich würde euch noch so gerne von den Wanderwegen berichten, die Geschichten, über die letzten Überlebenden dieser Dörfer erzählen oder der Zeitpunkt, als ich feststellte, dass man eine Olive vorher einlegen muss, bevor man sie verzerrt 😅 …- …aber die Zeit fehlt mir einfach 😥.

 

Okay, zum Flugzeug noch. Geocaching sei Dank (wieder einmal): Ein Versteck führte mich zu einem Flugzeugwrack aus dem Zweiten Weltkrieg, das in den Bergen zerschellte. Als ich meinen Geocache gehoben habe, gesellte sich ein Omani dazu und bat mir eine Tasse Tee an. Er organisiert geführte Wandertouren, deswegen war sein Englisch ausgezeichnet. Er erzählte: Ein britischer Pilot kam bei dem Unglück ums Leben. Es dauerte Jahre bis er identifiziert wurde und seine Witwe ausfindig gemacht wurde. Jedes Jahr, am Tage des Unglücks kommt seine Witwe aus Großbritannien an diese Stelle, um an ihren verstorbenen Gatten zu gedenken. Im Laufe der Jahre sprach sich diese Erzählung im spärlich bewohnten Gebiet herum. Die Einwohner erwarteten sie bereits und immer mehr leisteten ihr Gesellschaft. Sie tranken zusammen den traditionellen Karatee (sehr lecker), aßen Datteln und unterhielten sich über alles Mögliche. Ich fühlte richtig den Stolz, denn er ausstrahlte, als er mir von diesen jährlichen Treffen schilderte. Aber dann wurde er ganz ruhig, seine Stimme wurde leiser und er sagte, dass er seit einigen Jahren vergeblich auf ein Wiedersehen wartet. Wann hat er sie das letzte Mal gesehen? Von welchen Tagen sprechen wir genau? Vielleicht war sie gesundheitlich verhindert, vielleicht streikte ja die Flugairline? …- …all diese Fragen schossen mir durch den Kopf, aber ich getraute mich nicht, nur eine einzige laut auszusprechen.

 

Es gäbe noch so viel zu erzählen und ich muss mich korrigieren, ich bin dem Oman nicht verfallen, ich habe mich vollkommen verliebt.

 

Birkat Al Mouz und Tanuf sind zwei Begriffe, bei denen jedes Abenteuer Herz höher schlagen wird. Beides sind verlassene Siedlungen und Ruinenstätte. In vielen anderen Ländern wären sie wohl durch einen Sicherheitszaun abgesperrt oder in ein künstliches Museum umgestaltet worden. Riesige Wohnsiedlungen aus dem 19. Jahrhundert, welche aus unterschiedlichen Gründen verlassen wurden, stehen zur Erkundung und Erforschung bereit. Wenn man den Standort dieser Ruinen einmal ausfindet gemacht hat, gibt es keine Grenzen mehr. Ein einzigartiges Paradies für Abenteurer, Fotografen und Lost Place Fans. Auch bei den Ruinenstätten würde ich euch so wahnsinnig gerne erklären wie aufregend diese Stunden waren, aber mir gehen die Superlative aus.

 

Word Seite Nummer 7 von wahrscheinlich 10 und erst jetzt kommen wir zum eigentlichen Hauptgrund meiner Oman Reise 😊, das sagt schon so viel über das Sultanat aus. Festungen, Burgen …- … Burgen und Festungen! Und ihr könnt nicht im Traum ahnen, wie außerordentlich gut alle erhalten sind, wie frei zugänglich sie sind und wie viele es gibt. Ich habe mir eine Liste zusammengeschrieben, ihre vermeintlichen Standorte ausgerechnet und bei der Reise quer durch das Land noch ein halbes Dutzend neue entdeckt (Da lohnten sich die fantasievollen Vorschläge meines Navis auf einmal 😅).

 

In der Summe dürften es gut fünfzehn verschiedene Burgen gewesen sein und die meisten hatten weder einen Eintrag noch einen informellen Hintergrund. Keine Ahnung was ich da generell erforscht habe, wie sie heißen und welchen Zweck sie dienten. Damit ich zumindest ein paar ihrer Namen wieder erkennen kann, werde ich eine kleine Liste für mich erstellen: Nakhal Fort, Bahla Fort, Nizwa Fort, Al Rustaq Fort…!

Mit 600.000 Einwohner ist Muscat die größte Stadt des Landes und auch gleichzeitig die Hauptstadt. (Bitte nicht mit dem Gewürz verwechseln, die haben wenig gemeinsam). Obwohl die Metropole nur knapp mehr als eine halbe Million Menschen beherbergt, erstreckt sie sich, über dreißig Kilometer der Künste entlang. Eingekesselt wird sie von einer 2.500 Meter hohen Gebirgskette. Diese besondere Position, eingeschlossen zwischen dem Meer und den Bergen sorgt für eine ganz spezielle Atmosphäre.

 

Egal, wo ihr euch in Muscat herumtreibt, die Großen Sultan Qabus Moschee ist überall sichtbar. Sie ist das Wahrzeichen des Landes und fällt ohne Wenn und Aber in meine Lieblingsrubrik: Gibt es dafür die richtigen Wörter? Fleißige Leser kennen bereite meine Eindrücke über die Scheich Zayed Moschee in Abu Dhabi, V.A.E 🇦🇪. Die größte Moschee Omans braucht sich vor der Scheich Zayed Moschee nicht zu verstecken. Ein bestimmter Fakt lässt sie für mich aber noch magischer erscheinen. Es gibt dort keinen einzigen Touristen. Der Besuch dieses Gotteshauses fühlt sich sagenhaft an. Wenn du in den frühen Morgenstunden über den weißen Marmorboden spaziert, die Säulen und Inschriften bewunderst und der Imam sein Gebet startet, dann ist das nicht mehr von dieser Welt. Das ist schlichtweg einfach nicht mehr zu erklären. Die Moschee ist für alle Religionen und Besucher 24/7 geöffnet. Allein der Gedanke an den Aufenthalt in der prächtigen und bunten Gartenanlage bereitet mir schon wieder ein Gänsehautgefühl.

 

Das zweite imposante Bauwerk ist das Royal Opera House Muscat. Ein Traum in Weiß. Ich liebe die Architektur von Opern und Theatersäle und wollte dieses Schmuckstück unbedingt von Innen sehen. In Dubai hat es ja geklappt, also warum nicht in Muscat einen Versuch starten. Als ich die Oper betreten habe, stellte ich zu meiner absoluten Verwunderung fest, dass täglich, im Zwanzig-Minuten-Takt Touren angeboten werden. Das klingt für Leute, die den Oman noch nicht besucht haben, wahrscheinlich nicht sehr außergewöhnlich …- …aber dieses Land ist meilenweit von geläufigen Tourismus entfernt, deswegen hat mich dieser Fakt überrascht. Der Preis für das Ticket war mit zehn Euro eine gnadenlose Frechheit, aber was soll es, ich bin schließlich nur einmal hier. Ich musste indessen umgehend feststellen, warum diese Tour alle 20 Minuten angeboten wird: richtig! Sie dauert nicht einmal so lange. Ich betrete den Saal, werde einmal herumgeführt, höre Österreich 🇦🇹, Österreich 🇦🇹, Österreich 🇦🇹 und das war es. Die kürzeste, geführte Tour meines Lebens, aber zumindest kann ich ein weiteres Opernhaus abhacken. Ach ja, ihr fragt euch jetzt sicher, warum Österreich? Fast hätte ich es vergessen. Die Kronleuchter sind aus Österreich, die komplette Inneneinrichtung sind Spenden aus der österreichischen Staatsoper, die ausgestellten Instrumente, richtig! Aus Österreich, und so weiter, nur der Marmor ist aus Italien 🇮🇹, aber alles andere wurde anscheinend von Wien in den Oman exportiert.

 

Wir haben noch ein paar Minuten, um uns über Muscat zu unterhalten. Die Altstadt liegt direkt am Hafen und wird vom Al Jalali Fort überstrahlt. Ich spaziere Kilometer für Kilometer die Künste entlang und beobachte das bunte Treiben auf den Booten. Der umwerfend schöne (ich weiß, meine ständigen Wortwiederholungen, aber was soll ich tun? 😅) Königspalast, „Qasr al-‚Alam“, das mächtige Muscat Gate, das berühmte Bait Al-Zubair Museum …- …so ziemlich alles kann man in der Altstadt besuchen

.

Am Muscat Souk konnte ich meine neu erlernten Verhandlungskünste weiter verschärfen und mich von den Düften und Gewürzen verführen lassen. Wer auf Blutfontänen, abgetrennte Köpfe und einen unheimlichen Gestank steht, der sollte am Fish Souk vorbeischauen. Die gefangenen Fische werden in kleinen Becken gehalten und direkt auf Wunsch zubereitet. Das heißt: Kopf ab, die Augen werden rausgestochen und bei Bedarf die Haut abgezogen. Wahrscheinlich das natürlichste der Welt, aber diese Markthalle ist ertränkt in Blut und Gestank. Wer durch die Halle geht, wird versehentlich abgetrennte Fischköpfe oder anderen Innereien durch die Gegend schießen. Aus einem unbekannten Grund war es nicht die Absicht diesen Reisebericht mit Gedärmen und Köpfe abzuschließen, aber der Flieger wartet …bitte verzeiht mir …

Mein Fazit: Um einen passenden Übergang zu finden. Eigenlob stinkt! Und bei mir stinkt es gewaltig, aber ich lass es einfach stinken. Was für eine geniale Idee war es, den Oman mit auf die Liste zu setzen. Die künstlichen Golfstaaten Bahrein 🇧🇭 und Katar 🇶🇦 zu opfern, um diesen Wüstenstaat kennenzulernen. Besucht es! Besucht es so bald wie möglich, bevor es alle wissen. (Zum Glück liest das hier niemand 😅). Ihr könnt alles haben, wirklich alles: Traumstrände, Gebirgswanderungen, religiöse Einblicke in den Islam, eine richtig schmackhafte Küche und freundliche Menschen. Zwei Wochen sind eine Mindestanforderung und gönnt euch einen Geländewagen, sonst werdet ihr nicht allzu weit kommen. Würde ich jemals Vater werden, würde ich meinen Sohn Roman taufen. (Verflucht ist der schlecht 🤣, aber wie soll ich sonst diesen Staat würdigen). Ach ja, habe ich euch schon erzählt, dass es im Oman von Kamelen wimmelt?

 

Sicherheit: Familien, frisch verliebte Pärchen, einsame Reisende … Egal, jeder wird sich wohlfühlen. Respektiert die Religion, gebt beim Autofahren Acht und vermeidet die heißen Sommermonate, dann ist alles gut. Und Finger weg vom Grenzgebiet zum Jemen (Warnstufe hoch 6!)

 

Meine Kosten: Das tägliche Leben im Oman ist günstig, richtig günstig. Mietwagen, Benzin, Lebensmittel, fein Essen gehen …- …was auch immer.

 

Weiter geht die Reise nach „Wir haben dich gewarnt! Willst du dort wirklich hin?“ Wohl die größte Herausforderung meines Lebens: als Rucksackreisender durch Indien 🇮🇳

 
Hier gehts nach Indien 🇮🇳
2

Oman-Quiz

1 / 10

Oman zum Aufwärmen! Welche Tiere laufen euch ständig vor den Wagen?

2 / 10

Wohl das feinste, was ich jemals essen durfte .... die/der/das ?

3 / 10

Ausblick über eine der schönsten Städte überhaupt ... ?

4 / 10

Städtefrage die Zweite: Ein Blick über die omanische Hauptstadt ... ?

5 / 10

Das Muscat Gate! Lieblingskategorie: Habt ihr eine Idee, was Muscat bedeuten könnte?

6 / 10

Diese zauberhaften Strände liegen am ... ?

7 / 10

Die Große Sultan-Qabus-Moschee gehört zu den größten der Welt (20.000 Leute), ratet einmal, in welchem Staat liegt die Größte?

8 / 10

Ein typisches Wadi im Oman! Welche Definition kommt einen Wadi am ehesten entgegen.

9 / 10

Wenn ihr ein Wadi durchwandert müsst ihr auf was höllisch aufpassen?

10 / 10

Masterfrage! Was sind das für Spuren?

Dein Ergebnis ist

Die durchschnittliche Punktzahl ist 85%

0%