Ozeanien

Bizarres Aus Dem Auenland 🇳🇿

Im Zentrum der neuseeländischen Nordinsel liegt ein kleines, verträumtes Dörfchen mit dem mystischen Namen Matamata. (Bitte nicht verwechseln mit dem miserablen Film Manta Manta 😉).

Die nähere Umgebung der 7.000 Einwohner Siedlung, diente als Drehort für eine durchaus bekannte Film-Trilogie, der Schauplatz des fiktionalen Ortes Hobbingen im Auenland. Über jegliches Thema bezüglich der Herr Der Ringe Bücher bzw. deren Verfilmungen getraue ich mich gar nicht zu philosophieren. Dazu fehlt mir einfach die Expertise und die notwendige Beharrlichkeit. Und jeder von uns hat gewiss diesen einen Freund, oder? Dieser Freund mit seinem geschockten Blick und seiner erhöhten Stimmlage: Was? Du musst die Bücher lesen, die Filme sind nicht annähernd so gut, wie die Romane! Lies die Bücher! Mensch, lies doch einfach nur die Bücher! (Manchmal nerven diese Freunde, oder 😅).

Bevor wir uns über die wirklich wichtigen Details des Auenlandes unterhalten und ich euch einen kleinen Auszug über die etwas paradoxen Dreharbeiten gebe, starten wir mit einem schlichten Spaziergang durch Hobbingen. Amateurfilm der höchsten Kategorie: Eine wackelige Handykamera, ein verregneter Herbsttag und ein unfähiger, leicht beschwipster Kameramann garniert mit einer halbwegs passende Hintergrundmusik 🙈 … – …aber „who cares“! Es ist Herr der Ringe!

Im Laufe der Dreharbeiten wurden äußerst bizarre Geschichten geschrieben und sonderbare Jobs erfunden. Diese Informationen erhält man aller Voraussicht nach nur von einem lokalen Guide, und da das Auenland nicht nur sprichwörtlich auf der anderen Seite der Welt liegt, verrate ich euch ein paar Details. (Der Antipode (gegenüberliegende Seite der Erde) zu Österreich ist tatsächlich die nähere Umgebung des neuseeländischen Festlandes, aber dies ist wiedermal eine andere Geschichte …- … zumindest wisst ihr jetzt, was ein Antipode ist und ich konnte wieder ein wenig Klugscheißern 😅).

In der Anfangsszene des ersten Herr Der Ringe Teiles wird fleißig gesoffen und getanzt. Das öffentliche Konsumieren von alkoholischen Getränken ist allerdings in diesen Teil des Landes nicht erlaubt. Die Produzenten der Trilogie konnten aber eine Gesetzeslücke finden, in der es nicht wortwörtlich verboten war, ausländisches Bier zu konsumieren. Peter Jackson & Co ließen sich schließlich Unmengen an britischen Bier nach Neuseeland importieren, um die Feierlichkeiten, genauer gesagt den Umtrunk so realistisch wie möglich zu gestalten.

Eine der größten Herausforderungen bei den Dreharbeiten im Auenland waren die Frösche. Es wurden künstliche Teiche angelegt, um das Hobbit-Dorf noch authentischer zu gestalten. Die Problematik: Auch die einheimischen Frösche wurden von der Ästhetik angezogen und wanderten im Scharren zu den Drehorten. Nein, gefährlich waren die Tiere natürlich nicht, aber ihr endlos lautes Geschreie stoppte die Dreharbeiten sogar für einige Tage. Die Lösung: Es wurden im nahen Umfeld weitere Teiche angelegt und spezielle Mitarbeiter eingearbeitet, die während der Drehpausen mit Kübeln durch das Hobbit-Dorf gelaufen sind, um die Frösche einzusammeln und umzusiedeln. Einfach nur eine herrlich, skurrile Vorstellung, oder?

Apropos spezielle Mitarbeiter: Einen weiteren, interessanten Job hatten die sogenannten „Pfadtreter“. Um die kleinen Wanderpfade im Auenland zu erschaffen, liefen mehrere Mitarbeiter wochenlang denselben Weg auf und ab, damit die Wege und Trampelpfade so authentisch wie möglich wirkten. Lieber Frösche sammeln oder stundenlang hin und her laufen, was bevorzugt ihr? Nichts davon? Okay, kann ich verstehen. Keine Sorge, die nächste ausgeschriebene Stellenanzeige wäre auch mein Favorit.

Peter Jackson ist bekanntlich besessen von Details und wenn es um seine Schafe geht, dürfte er es wohl ein klein wenig übertrieben haben. Nach dem Motto „Next New Zealands Top Sheep“ leitete er eine Crew, die aus über 10.000 Bewerber und Bewerberinnen die besten Schafe heraussuchte. Das ganze Land schickte Fotos und Videos ein, wo die Jury nichts anderes zu tun hatten, als die Schönsten der Schönsten auszuwählen. Einmal eine etwas andere Form einer Castingshow. Ich stelle mir gerade vor, wie die flauschigen Vierbeiner über einen Catwalk laufen … – … aber, lassen wir das lieber.

Die mächtigen Bäume sind eigentlich aus Plastik und mussten von fachlich geschulten Personal laufend „geschüttelt“ werden, damit sie mit den Gräsern und Büschen im Einklang wackelten. Der wunderbare Sonnenuntergang, dem Frodo und Gandalf eines Abends entgegen spazierten, war nebenbei bemerkt ein Sonnenaufgang. Die Crew war so begeistert von diesem perfekten Moment, dass sie ihn für alle Filmteile mehrfach nutzte. Je nach Bedarf wurde der Vorgang vorwärts oder rückwärts abgespielt. Dass dadurch allerdings rückwärts fliegende Vögel (die keine Kolibris waren) durch das Bild flogen, wurde erst nach der Veröffentlichung bemerkt. Bedauerlicherweise wurde dieser Filmfehler flächendeckend korrigiert. 

Die Liste dieser kuriosen Momente wird hier enden. Einfach nur, weil ich euch nicht alles verraten möchte und ihr selbst ein paar „Wtf“ Momente erleben solltet. Um Galadriel zu zitieren: “The world is changed. I feel it in the water. I feel it in the earth. I smell it in the air“, verlassen wir nun gemeinsam das Auenland.

Know Before You Go: Die Tickets solltet ihr so weit wie möglich im Vorhinein buchen. Der Wirbel der JRR Tolkien Werke hatte auch seine Schattenseite: Seit knapp zwanzig Jahren rennen Touristen aus aller Welt den Neuseeländern sprichwörtlich die „Bude“ ein. Die berühmten Schauplätze verteilen sich zwar quer über die Nord- und Südinsel, aber Matamata ist das überflutete, zentrale Herz der Meisterliteratur.

Ich besuchte das Auenland, währenddessen Neuseeland bereits durch die Pandemie von der Außenwelt abgeschnitten war, und hatte dadurch das unbeschreibliche Privileg diese sagenhafte Landschaft nur mit einer Hand voller gestrandeten Reisenden zu besuchen. In einer normalen Welt wird hier die Hölle los ein. Visit Website!