Jordanien

Habt ihr euch schon einmal mit Jordanien auseinandergesetzt? Blickt einmal auf die Weltkarte! Jordanien ist eingekreist von den politischen Brennpunkten Israel 🇮🇱, Syrien 🇸🇾, Irak 🇮🇶 und Saudi-Arabien 🇸🇦. Eingezäunt von Terror, Krieg, Leid und Menschenrechtsverletzungen, aber trotzdem gehört Jordanien zu den sichersten und stabilsten Ländern unserer Erde, wie ist so was möglich? Obwohl es kaum natürliche Rohstoffe gibt, ist Jordanien ein wohlhabender Staat. Ich erzähle euch vom, vielleicht schönsten Ort, unseres Planeten, wie es in der antiken Stadt Petra wirklich aussieht und über ein Zitat, welches mich bis zu meinem Lebensende begleiten wird.

Da ich eure kostbare Zeit nicht allzu lange in Anspruch nehmen möchte nur einen Satz dazu. Die Einreise nach Jordanien ist komplizierter als gedacht solltet ihr Fragen haben oder Unterstützung brauchen, ihr wisst Bescheid. Kontakt

 

Einen Teil meiner Jordanien/Israel Reise buchte ich mit einer Reiseagentur, die genau das anbietet, was ich will. Die Agentur nennt sich G Adventure und hebt sich deutlich von allen anderen Reiseagenturen ab. Da euch dieser Begriff im Laufe des nächsten Jahres hoffentlich noch öfters über den Weg laufen wird, erzähle ich euch kurz, auf was sich G Adventure spezialisiert hat.

 

✔ Spezialisiert für physische Touren (es gibt ein Alterslimit, man sollte körperlich fit sein).

✔ Perfekt für Alleinreisende (max. 14 Personen) und wir waren fast alle Alleinreisende, aus allen Teilen der Erde.

✔ Legt Wert auf Nachhaltigkeit und fördert viele regionale Projekte (weit weg vom kommerziellen Tourismus).

✔ Finanziell günstig (man verzichtet dafür auf jegliche Form von Luxus)

✔ Schwerpunkte sind Kultur, Natur, Religion, um fernab des Massentourismus zu sein

✔ Ein lokaler Guide begleitet einen, aber es gibt kaum einen fixen Zeitplan, d.h. sehr flexibel und man kann jederzeit, alles auch auf eigene Faust erkunden.

 

Das Motto dieser Agentur in einem Satz zusammengefasst: We are traveller, we are no tourists“.

 

Bevor wir über die politische und religiöse Situation in Jordanien diskutieren, lasst uns zum Träumen beginnen und reisen gemeinsam zur weltberühmten Wüstenstadt Petra. Petra (der Name leitet sich vom griechischen Wort „petros“ ab und bedeutet Felsen) ist eines der sieben neuen Weltwunder. Würde es die Bedeutung des Wortes Wunder nicht geben, müsste sie neu definiert werden. In den letzten Wochen und Monaten habe ich dreizehn Reiseberichte geschrieben, aber dies ist der Erste, der mich zwingt immer wieder neu anzufangen, weil ich einfach keine Idee habe, wie ich euch die Faszination dieses Wunders erklären soll.

 

Ich habe einen Vorschlag: Zuerst gebe ich euch eine kleine Denkaufgabe mit, dann kommen ein paar Fakten und dann lade ich euch ein mit mir mitzukommen, um dieses Phänomen zu erkunden, einverstanden?

 

Ihr werdet euch wahrscheinlich gefragt haben, was sind die anderen sechs Weltwunder. Vielleicht habe ich sie schon eines gesehen? Überlegt einmal in Ruhe, welche könnten es sein? Und, nein, wir googeln nicht, wir überlegen …- …vielleicht fragen wir unsere Freunde oder unsere Familie, aber wir überlegen …- …wir dürfen nicht immer alles googeln! (Auflösung am Ende des Reiseberichtes) (Nein! – auch nicht runterscrollen 🤣)

 

Es wird angenommen, dass Petra 312 v. Chr. gegründet wurde, damit wäre sie die älteste Stadt der Welt. Auch ohne zu ahnen wir groß diese Wüstenstadt bereits ist, müsst ihr euch bitte vorstellen, dass die Archäologen gerade einmal 20 Prozent zum Vorschein gebracht haben. Der Rest versteckt sich immer noch unter dem glühend heißen Sand Jordaniens. Man verzögert die weitere Ausgrabung bewusst um Jahrzehnte, vielleicht sogar um Jahrhunderte, um für unsere Nachkommen diese Faszination zu bewahren.

 

Entdeckt wurde Petra erst im Jahre 1812 von einem Schweizer Archäologen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass sich noch immer über tausende Königsgräber und Katakomben unter der Erde verstecken. Petra diente für diverse Hollywoodfilme als Kulisse (der Mumien Trilogie oder den Indianer Jones Filmen), welche einen Tourismusboom auslösten, was der Wüstenstadt nicht gutgetan hat. Aktuell regulieren die Behörden den Besucheransturm äußert intensiv, um die bleibenden Schäden, so gering wie möglich zu halten. Wir brauchen uns aber keine Sorgen zu machen, wir haben unsere Tickets früh genug organisiert und da Petra an der Grenzregion zu Syrien liegt, steht der Tourismus in Jordanien, derzeit fast komplett still.

 

05:00 Uhr morgens: Der Wake-Up Call reißt uns aus den Federn. Schnell alles zusammenpacken und runter in die Lobby, denn ein nahrhaftes, leckeres, jordanisches Frühstück wartet auf uns. Um 06:00 Uhr öffnen sich die Tore Petras und wir werden die ersten und einzigen vor Ort sein, um der wahnsinnigen Hitze entgegenzuwirken und um die Ruhe und Einsamkeit genießen zu können. Ein gebrechlicher Bus bringt uns zum Eingang, der mitten in der absoluten Isolation liegt. Die Tickets werden gelöst und wir folgenden unseren wunderbaren G Adventure Guide, Ayman, der uns durch die engen Schluchten dieses Tals führt. Die Temperaturen sind noch angenehm kühl, doch schön langsam kommt die Sonne hinter dem Horizont hervor. Absolute Totenstille, keine anderen Menschen, keine unnatürlichen Geräusche, nur wir, unsere kleine Reisegruppe und Ayman, der sein Fachwissen mit uns teilt. 

 

Der erste Pfad (Siq) geht gute 2 Kilometer quer durch die Schlucht und die aufgehende Sonne färbt den Sandstein bereits in ein wunderbares Farbenspiel. Die Felswände werden immer höher und höher, so hoch, dass wir kaum noch das Ende erkennen können. Der staubige Sandboden glitzert in einer märchenhaften Kombination aus rot, orange und gelb und Siq wird immer enger und tiefer. Allein schon dieser Pfad löst bei uns eine Gänsehaut aus, die wir uns so nie vorstellen konnten. Die sanfte Stille wird nur durch das Trampeln der Kamele und Eseln unterbrochen, die bei uns vorbeirennen. Die Faszination und die Schönheit nimmt kein Ende und ein fulminantes Licht und Schattenspiel begleitet uns, durch die immer enger werdende Schlucht.

 

Wie ein Blitzschlag trifft uns dieser Anblick. Das Khazne al-Firaun, das berühmteste Mausoleum der Welt. Das Schatzhaus des Pharao, wie es von den Beduinen genannt wird, ragt vor uns empor. Es ist unfassbar …- …nicht mit Worten zu beschreiben, mit welcher Wucht uns dieser Augenblick trifft. Mit offenem Mund und Gänsehaut bis in die Zehenspitzen stehen wir nun da, blicken uns um und fragen uns: Wie war es möglich, dass Menschen, ohne jegliches technisches Hilfsmittel, solch ein Monument bauen konnten?

 

Schön langsam kehrt ein wenig Leben in die Wüstenstadt ein …- …die ersten Beduinen ziehen mit ihren Kamelherden an uns vorbei und bauen ihre Verkaufsstände auf. Ayman sammelt uns zusammen, wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und lauschen seinen Erzählungen. Kennt ihr die Zeichentrickserie „Es war einmal das Leben“, wo der ältere, weißbärtige Mann seine Geschichten erzählt und die Kids am Boden sitzen und ihm aufmerksam zuhörten? Besser kann man diese Situation nicht beschreiben.

 

Petra ist schier endlos groß und man benötigt mehrere Tage, um die antike Stadt genauer zu erkunden. Ayman schlägt uns einige Wanderungen vor und warnt uns noch einmal vor der anstehenden Hitze und der trockenen Luft.

 

Wir entscheiden uns für den Aufstieg zum Kloster Ad Deir. Es ist vermutlich das größte Monument in Petra und wird nicht allzu häufig besucht. Der Grund dafür liegt auf der Hand oder besser gesagt unter unseren Füßen. Mehr als 1.000 steile und anstrengende Stufen führen diesen engen Pfad hinauf zum Kloster. Die Stufen sind in den Felsen eingemeißelt und ändern ständig ihre Richtung und ihre Höhe, was den Aufstieg teils unerträglich macht. Der Schweiß tropft herunter, die Kleidung haftet auf unserer Haut und wir bleiben öfters stehen, um durchzuschnaufen und Flüssigkeit aufzunehmen. Außerdem müssen wir vorsichtig sein, um nicht von den vorbeilaufenden Eseln um gerammt zu werden. Die flauschigen Vierbeiner werden mit Nahrungsmitteln und anderer Utensilien beladen und finden ihren eigenen Weg durch die Felsen. Wir wissen, der Esel ist stur und weicht bestimmt nicht aus, deswegen gebt Acht, um einen tierischen Zusammenstoß zu vermeiden.

 

Wir passieren steile Schluchten und kleine Beduinenlager, unter deren Zelten wir kurz Schatten suchen und unsere Wasservorräte auffüllen. Aktuell leben in Petra noch gut 2.000 Beduinen, die die Besucher laufend mit Wasser versorgen. Das klingt jetzt vielleicht nicht allzu romantisch, aber ohne diese schattigen Unterkünfte könnte man diese Wanderungen nicht unternehmen. Die Sonne fängt nun an richtig auf der Haut zu brennen, die Atmung wird schwerer und schwerer, die Füße beginnen zu zittern 🥵 …- … aber wie weit ist es noch? Der Anstieg wird zur reinen Qual, aber wir kämpfen uns gemeinsam hinauf. Vor wenigen Tagen waren wir noch ein paar Fremde, verteilt über alle Länder dieser Erde, aber durch diese Erfahrungen sind wir zu Freunden geworden. Kurz bevor die ersten Gedanken des Aufgebens und des Umkehrens in unseren Sinn kommen, haben wir die letzten Stufen bezwungen. Unfassbar! Unfassbar! Unfassbar! Dieses märchenhafte Kloster! Es ist einfach nur unfassbar! Als ob wir den Mount Everest bezwungen haben, lächeln wir uns gegenseitig an und denken einfach nur – unfassbar! Es gibt keine Worte dafür.

 

Durchatmen, genießen, die Reserven wieder aufladen, zum hundertsten Mal mit Sonnencreme 😅 einschmieren und diesen Augenblick erleben. Stative und Kameras werden ausgepackt, wir posieren für die besten Fotos und haben jegliche Anstrengung und Qualen vollkommen vergessen. Verdammt, so fühlt sich das Leben an! So, ihr denk, das war es? Oh, nein, falsch gedacht. Ayman hat uns erzählt: Solltest ihr es wirklich lebend 😅 bis zum Kloster schaffen, müsst ihr noch weiter rauf: Folgt dem Pfad, ihr werdet es mir danken.

 

Was meint der gute Mann damit, was soll diesen Moment noch überbieten, aber die Neugier ist ja grundsätzlich, des Reisenden größter Feind, also entschlossen wir uns weiter rauf zu wandern. Die Kräfte vereint und weiter geht die Reise, immer den engen Pfad hinauf, vorbei an herumliegenden Felsen, durch enge Schluchten, bis wir wussten, was Ayman uns zeigen wollte. Aus der Entfernung sehen wir ein kleines hölzernes Schild „Desert View“. Wenige Minuten später erleben wir wahrscheinlich den imposantesten Ausblick über ein Tal, welches ein menschliches Auge je erblicken konnte. Ein überwältigender Blick auf die Wüste Arava mit ihrer farbenfrohen Mischung aus verschiedenen Basaltsteinen. Direkt an der Kuppe ist ein kleines Beduinenzelt, wo wir eingeladen werden uns dazuzusetzen und uns auszuruhen. Die Beduinen versorgen uns mit Tee und getrockneten Früchten und wir spielen mit den ansässigen Kätzchen (also, ich mit den Eseln natürlich 😅) und leben unseren nächsten magischen Moment.

 

Ich hoffe, dieser kleine Auszug hat euch gefallen. Am Nachmittag eroberten wir noch einen weiteren Aussichtspunkt, durchforsteten die Höhlen und Katakomben, tranken türkischen Kaffee und jordanischen Tee und ließen uns von den Gerüchen der ätherischen Öle verzaubern. Eine spezielle Überraschung hatte Ayman noch für uns. Er stellte uns einen alten Freund vor, der in den Höhlen von Petra geboren wurde. Die nächste zauberhafte und magische Reise startete, als uns dieser Mann von seiner Kindheit und Jugend erzählte.

 

So wunderbar und märchenhaft dieser Ort auch ist, einen kritischen Punkt muss ich anbringen, der mir das Herz zerrissen hat. Wie ihr wisst, sind die Wanderungen nicht ohne eine gewisse körperliche Voraussetzung zu vollenden. Leider häuften sich die Bilder von westlichen Touristen, die sich denken, sie müssen sich von den Eseln durch Petra transportieren lassen. Die Tiere keuchen und leiden, dass es einem schwerfällt nicht einzuschreiten. G Adventure verurteiltet jegliche Art des Tier-Tourismus aufs aller schärfste 😡. Wir alle zusammen sind intelligenter und schlauer als dieses ahnungslose, Tier quälende Pack. Also lassen wir immer und ausnahmslos die Finger von solch einer Quälerei, nur auf diese Weise können wir etwas ändern und ich bin mir felsenfest sicher, ihr steht da vollkommen hinter mir!

„I’m a Believer, I’m not a Follower“!

 

Aymans Zitat begleitet mich ständig und ich werde es ein Leben lang zitieren. Es ist schwierig, die Botschaft in die deutsche Sprache zu übersetzen, aber ich denke, ihr könnt mir folgen. Glaube und Religion spielen in Jordanien selbstverständlich eine wichtige Rolle, aber es gibt moralische Grenzen und die werden eingehalten und respektiert. Die Gleichberechtigung der Frauen ist in Jordanien beneidenswert, Menschenrechte werden respektiert und geschätzt. Man darf lieben und heiraten, wen man will und obwohl die Todesstrafe noch immer vollzogen wird, regiert das Rechtssystem. Im Vergleicht mit den anderen Ländern des Mittleren Osten hat Jordanien diesen Status exklusiv. Es ist das lebendige Herz 💕 des Kontinents und hält den Frieden, so gut wie möglich, aufrecht. Obwohl es nur über geringe Ressourcen verfügt und unter anderem keine eigenen Erdölquellen hat, gilt es als stabil, wirtschaftlich vorbildlich und vollkommen sicher und korruptionsfrei. Seit der Syrien Krise 🇸🇾  fällt auch noch die Einnahmen des Tourismus fast vollständig weg, aber dennoch funktioniert das alltägliche Leben …- …Wie ist so was möglich?

 

✔ Jordanien investiert sehr viel in die Ausbildung. Schulen und Universitäten haben europäisches Niveau und werden in englischer Sprache geführt. Viele Jordanier arbeiten in den benachbarten arabischen Ölstaaten und schicken ihre Beträge nach Hause, damit das Geld wieder refinanziert werden kann.

 

✔ Jordanien bekommt jährlich Milliarden über Milliarden von der westlichen Welt, um die Lange im Mittleren Osten zusammenzuhalten. Mit Diplomatie, Neutralität und etwas Geschick wird fleißig verhandelt, um Konflikte und weitere Kriege zu vermeiden. Wir erinnern uns an die prekäre, geografische Lage und können Aymans These dadurch nachvollziehen. Sollte Jordanien in einen Krieg verwickelt werden, geht der Mittlere und Nahe Osten und schließlich die komplette Welt unter.

 

Dieses Königreich hat im Laufe der letzten Jahre zwei Millionen Schutzsuchende aufgenommen und erfolgreich integriert. Natürlich ist die Migrationspolitik eines muslimischen bzw. arabischen Landes nicht mit dem, einzelner europäischer Staaten zu vergleichen, aber die Anzahl von zwei Millionen Flüchtlinge hat mich schon sehr überrascht.

 

Anfangs habt ihr ja gelesen, dass ich euch zum schönsten Ort unseres Planeten bringen werde, aber nein, das war nicht unsere zauberhafte Wüstenstadt, sondern …- …ihr werdet es gleich erfahren.

 

Kurzer Auszug aus dem täglichen Tagebuch eines G Adventure Reisenden:

 

Nach der täglichen Hitzeschlacht und dem absoluten Höhepunkt in Petra hatte unsere Agentur eine kleine Überraschung für uns parat. Grundsätzlich sind die vor gebuchten Unterkünfte schlicht und einfach gehalten, aber heute wurden wir verwöhnt. Bevor wir unser nächstes traumhaftes Ziel ansteuerten, legten wir eine Nacht in einem kleinen, jordanischen Hotel ein. Vielleicht für viele von euch das normalste auf der Welt, aber für mich eine gänzlich neue Begebenheit. Dieses kleine Hotel hatte einen Pool am Dach! Ja, einen Pool, nur für uns! Den ganzen Abend lagen wir mit gekühlten Getränken am und im Pool und konnten unsere Petra Emotionen auf uns wirken lassen. Ja, ich weiß, ihr versteht das nicht, aber, hey, einen Swimmingpool! 🤣

Der schönste Ort unseres Planeten trägt einen Namen: Wadi Rum! Ein Großteil Jordaniens besteht aus Trockenebenen und Wüsten, und ja, wir wissen, wie Wüsten aussehen können, aber wir hatten nicht den kleinsten Hauch einer Ahnung, was uns die Natur hier geschenkt hat.

 

Wadi Rum gilt als schönste Wüste der Welt. Meine Wüsten Erfahrungen halten sich zwar noch in Grenzen, aber ich denke, ich kann diese Theorie hundertprozentig unterschreiben. Kräfte neu gesammelt (Pool sei Dank 😅) geht es mit den Geländewagen tief in die Wüste rein. Zwischen den Felsen wurde ein kleines Lager für uns vorbereitet, wo ein traditionelles Barbecue auf uns wartet. Um ehrlich zu sein, ich habe nicht die leiseste Ahnung, was ich dort gegessen habe, aber es war himmlisch. Wir entspannten uns ein wenig, unterhielten uns über Gott und die Welt und warteten aufgeregt auf unsere Wüstensafari durch die magische Welt der Wadi Rum. Los geht’s! Wir klettern rauf, auf die Jeeps, halten uns einwandfrei fest und lassen unser Abenteuer beginnen.

 

Querfeldein, oder Offroad wie man es besser bezeichnet, düsen wir die atemraubenden Sanddünen bergauf und bergab. Der Fahrtwind kühlt unsere erhitzte Haut und wir verlieben uns, mit jeder Minute mehr, in diese atemberaubende Landschaft. Zum Glück habe ich euch noch einen Platz freigehalten:

Macht schon Spaß, oder? Aber die Krönung warten schon. Die Jeeps parken auf einer leichten Erhöhung, wir springen von den Fahrzeugen, legen uns auf die Dünen und beobachten die Sonne, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwindet. Ich spüre die zarten Sandkörner zwischen meinen Handflächen, den sanften Wind, der über meine Haut streift und sehe diesen Tag schön langsam zu Ende gehen. Ein Sonnenuntergang in der schönsten Wüste der Welt? Traumhaft! Wunderschön! Mega kitschig! Atemberaubend! Märchenhaft! All diese Wörter müsst ihr mit Unendlich multiplizieren und sie beschreiben dennoch noch immer nicht näherungsweise dieses Gefühl, welches dieser Anblick auslöst. 

 

Ist das Ganze überhaupt noch zu überbieten? Aber selbstverständlich! Der letzte Sonnenstrahl verschwindet hinter dem Horizont, wir springen zurück auf unsere Geländefahrzeuge und warten auf die beste Nacht unseres Lebens. Ein Lagerfeuer erwartet uns, den diese Nacht verbringen wir mitten in Wadi Rum unter freien Sternenhimmel. Das Fleisch wird aufgespießt und über dem offenen Feuer gegrillt und obwohl Jordanien ein absolutes „Dry Country“ ist hat Ayman dafür gesorgt, dass wir auch Getränke-mäßig ausgezeichnet ausgestattet sind  🍻. Den ganzen Abend und die komplette Nacht erzählt uns Ayman Geschichten aus seinem Leben in Jordanien. Dieser Mann ist der beste Story-Teller, den die Welt jemals gesehen hat. Seine Art, wie er spricht, wie er die richtigen Wörter betont, wie er innerhalb von wenigen Augenblicken von fröhlich lachend in euphorisch und anschließend in demütig umschalten kann, ist einmalig. Dieser Film wird nie gedreht werden, der den Inhalt und die Spannung seiner Erlebnisse, auf diese fesselnde Art und Weise, erzählen kann. Jeder einzelne verfällt in seine Welt, diese absolute Ruhe, diese Isolation, dieses Gefühl der Einsamkeit aber auch gleichzeitig der Gemeinsamkeit ist unbeschreiblich. 

 

Zeit, Stress, Wut, Trauer, Ärger existieren hier nicht, es gibt nur die Natur, das weite Universum und ein paar fremde Reisende, die zu Freuden werden und den Geschichten eines wunderbaren Menschen verfallen. Würde mich jemand fragen? Ja, wahrscheinlich: The best moment of my life!

 

Und dieser Sternenhimmel? Das ist so was von irre einmalig, dass ich den Blick nicht abwenden kann. Zwei liebenswerte Engländerinnen beichten mir, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie eine Sternschnuppe gesehen haben. Allein in dieser Nacht haben sie jetzt wohl mehr Sternschnuppen gesehen, als alle Engländer zusammen. Eigentlich sollten wir ja in den kleinen Zelten schlafen, aber schlussendlich bauten wir die Betten auseinander und zogen die Matratzen in den Wüstensand …- …bildeten einen Kreis und schliefen unter dem Sternenhimmel ein.

Ich kann mich noch gut an diesen Augenblick erinnern: Ich blicke in den Himmel und flehe und bete: Lass diesen Moment niemals enden, die Erde soll aufhören sich zu drehen und dieser Augenblick soll zur Ewigkeit werden.

Ich möchte euch noch jemanden vorstellen. In Jordanien leben ungefähr eine halbe Million Beduinen. Während der Erkundung dieses Landes sieht man viele aufgebaute Zelte, in denen diese Menschen wohnen. Sie leben aber nicht, wie oft geglaubt, in der Steinzeit oder ohne jegliche moderne Technologie. Sie haben Mobiltelefone, Strom, Fernsehen und teilweise sogar motorisierte Fahrzeuge und nicht nur Kamele und Eseln. Aber sie leben in ihrer eigenen Gesellschaft und in ihrer eigenen Welt. Wie Nomaden wandern die Beduinen quer durch die jordanische Wüste und haben ein eigenes Rechtssystem. Derzeit leben 14 verschiedene Clans, abgeschirmt von jeglicher Zivilisation, in Jordanien. Ayman erzählt uns von ihrem täglichen Alltag, wovon sie leben, wie ihr Status im Lande ist, usw. Allein über dieses faszinierte Thema könnte ich ein eigenes Buch schreiben und würde es euch liebend gerne vorlesen.

 

Ein Auszug aus Aymans Erzählungen und vielleicht auch bald aus meinen ersten publizierten Meisterwerk 😉.

 

Vor einigen Monaten wurde ein Beduine von der Terrororganisation IS gefangen genommen und anschließend getötet. (Dies wurde live im Web übertragen). Dieser Beduine war Teil eines Clans, welcher mehr als 10.000 Mitglieder hat, die im ganzen Land verstreut sind. Der komplette Clan (sie bezeichnen sich einfach nur als „Familie) wurde zusammen gerufen, um anschließend über die Grenze nach Syrien 🇸🇾 zu reiten, um ihren gefallenen Bruder zu rächen. Schwer bewaffnet stürmten die Beduinen das syrische IS Dorf, in dem sich der Attentäter befindet. Sie wollten weder einen Krieg anzetteln noch ausgewählte Terroristen töten, es zählte nur die Vergeltung. Sie schrecken vor nichts zurück, opfern ihre Leben ohne jegliche Rücksicht auf Verluste und sind gefährlicher als jede schwer bewaffnete Armee. Der IS wusste nicht, dass sie einen Beduinen getötet haben, und gaben den Mörder umgehend frei. Er wurde noch vor Ort und Stelle geköpft, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

 

Ayman war gerade in Amman unterwegs, als hunderte Beduinen auf ihren Pferden zurückritten und den kompletten Verkehr zum Erliegen brachten. Der Clan traf sich in den Straßen von Amman, die Polizei sperrte die Gebiete, schlichtete den Verkehr und ließ die Beduinen ihr Treffen abhalten. Sie genießen einen sehr hohen Stellenwert in Jordanien, da sie sich ausnahmslos loyal und korrekt verhalten. Die Treffen der Clans finden im städtischen Gebieten statt, werden vorher angekündigt und von der örtlichen Polizei organisiert. Ayman erzählt uns, dass diese Treffen mehrere Tage andauern kann. Die Beduinen schlagen ihre Zelte vor Ort auf und der ganze Ortsteil kommt zum Erliegen. Unvorstellbare Geschichte, oder? Stellt euch vor ihr spaziert über den Jakomini Platz in Graz und werdet … na ja, lassen wir das …

 

Solltet ihr einmal in der Wüste die Orientierung verlieren, werden euch die Beduinen retten und im Notfall auch gesund pflegen. Sie versorgen euch mit Tee und Trockenfrüchten, aber ihr dürft nie länger als maximal drei Tage bleiben. Ständig nehmen sie verloren gegangene Touristen, Abenteurer, Schutzsuchende, Terroristen, oder wen auch immer auf, sie machen da keinen Unterschied. Solltet ihr länger als drei Tage und Nächte bleiben, zählt ihr nicht mehr als Gast und müsst einen triftigen Grund vorweisen, um bei ihnen zu bleiben. Sie verlangen kein Geld oder keine Wertgegenstände, sie helfen euch, aber ihr müsst ihre Regeln respektieren und einhalten. Und die allerwichtigste Regel: Verlässt niemals ohne Begleitung und Zustimmung euer Zelt. Ihr werdet nie wieder zurückfinden und betretet ihr ein anderes Zelt (z.B. das der Kinder oder der Frauen), dann Gnade euch Gott. Das Zusammenleben zwischen der Bevölkerung und den Beduinen funktioniert perfekt, da sie die gegenseitigen Regeln einhalten und respektieren. So, jetzt höre ich mit meinen Beduinen Geschichten auf, obwohl ich noch einige hätte. Aber interessant sind sie schon, oder was denkt ihr?

 

Eine antike Stadt stelle ich euch noch vor, die jede griechische 🇬🇷 oder zypriotische 🇨🇾 Version, wie das Minimundus aussehen lässt. Gerasa liegt an der syrischen Grenze und ist der wahr gewordene Traum, für alle Hobbyarchäologen. Hunderte Säulen, dutzende Tempel, und ein Amphitheater, das sogar Epidauros in den Schatten stellt, sind zum Erkunden. In Gerasa gibt es weder die typischen Aufpasser noch aufdringliche Verkäufer geschweige den, internationale Touristen. Ich werde hier einfach die Galerie sprechen lassen, denn schon langsam muss ich meinen Weg fortsetzen.   

 

Jeden Abend philosophieren wir über die Zukunft Jordaniens und den Mittleren Osten. Ayman ist sich aber einer Sache sicher. Die Landkarten werden bald neu geschrieben. Syrien wird in drei unterschiedliche Territorien aufgeteilt (Schiiten, Sunniten und Kurden). Dies sei der einzige Weg, um den langersehnten Frieden zu bekommen. Ayman bekräftigt, dass er sich sicher und wohlfühlt, allerdings überprüft er jeden Morgen die aktuellen Nachrichten, weil niemand weiß, wie es weitergehen wird.

Mein Fazit: Wohl eine, der schönsten Wochen in meinem Leben, die ich mit tollen Menschen teilen durfte. Jordanien ist jeden Besuch wert, allerdings würde ich von einer Individualreise abraten. Nicht, weil ich wegen euer Sicherheit besorgt bin, nein, sondern weil ihr Locals benötigt, die euch lehren, diesen Wüstenstaat zu verstehen. Bei all der Euphorie, dem Wissen und diesen sagenhaften Momenten, die ich in Jordanien erleben durfte, musste ich doch eine Sache lernen, auf die ich nicht vorbereitet war: Diesen tollen Menschen für immer Lebe wohl zu sagen. 😞

 

Ah ja, da war ja noch etwas:

 

✔ Taj Mahal in Indien 🇮🇳

✔Chichén Itzá in Mexiko 🇲🇽  

✔Die Große Mauer in China 🇨🇳  

✔Cristo Redentor in Brasilien 🇧🇷  

✔Kolosseum in Italien 🇮🇹  

✔ Machu Picchu in Peru 🇵🇪

 

… und meine persönliche Warteliste, falls es jemanden interessiert:

 

✔ Akropolis in Griechenland 🇬🇷

✔ Alhambra in Spanien Itzá 🇪🇸

✔Angkor Wat in Kambodscha 🇰🇭

✔Freiheitsstatue in den USA 🇺🇸

✔ Hagia Sophie in der Türkei 🇹🇷

✔Fushimi Inari-Taisha in Japan 🇯🇵

✔Kreml in Russland 🇷🇺

✔ Moai Steinfiguren auf den Osterinseln 🇨🇱

✔Opernhaus in Sydney 🇦🇺

✔Lindwurm in Österreich 🇦🇹

 

Sicherheit: Schwierig: Bei der Ein,- und Ausreise ist man bestimmt nervös; viele Kontrollen, bewaffnete Soldaten, meterhohe Stacheldrahtzäune und Minenfelder, aber im Land selbst habe ich mich jede Sekunde sicher gefühlt. Die größte Gefahr ist die Hitze und das Dehydrieren. Auf jeden Fall die Lage vorab überprüfen und die Einreise über den internationalen Flughafen Amman buchen.

 

Kosten: Jordanien hat ein hohes Lebensniveau und ist kostenintensiv. Das tägliche Leben ist mit unseren vergleichbar, aber allein das Einreise-Visum kostet schon gute 100 Euro.

 

Während ihr euch mit Israel vertraut macht, sitze ich bereits im Flugzeug um mach mich auf die Suche nach der ominösen Oligarchen Tochter 🤣, Moscow is calling 🇷🇺!

 
Hier gehts nach Russland 🇷🇺
Hier gehts nach Israel 🇮🇱
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Jordanien-Quiz

1 / 10

Die Schönheit der Wüsten Region Wadi Rum ist nicht erklärbar, aber was ist eigentlich ein Wadi?

2 / 10

Wadi Rum war Drehort welcher Hollywood Reihe?

3 / 10

Die berühmteste antike Stadt in Jordanien heißt?

4 / 10

Welche Staatsreligion hat Jordanien?

5 / 10

Ihr kennt die Redensart, "über den Jordan gehen". Nehmen wir das wortwörtlich, wie lange seit ihr unterwegs?

6 / 10

Petra Spezial (1): Petra gehört zu den "Neuen Sieben Weltwundern", welches ist NICHT dabei?

7 / 10

Petra Spezial (2): Im welchem Jahr wurde Petra wieder entdeckt?

8 / 10

Petra Spezial (3): Wieviel % der Wüstenstadt konnten bis heute ausgegraben werden?

9 / 10

Petra Spezial (4): Natürlich, Indiana Jones ???? aber welcher Teil wurde hier gedreht?

10 / 10

Petra Spezial (5): Der Name Petra kommt aus dem Griechischen und bedeutet?

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