Russland

Mission Europa fürs Erste einmal positiv abgeschlossen und das unabhängige Komitee hat einstimmig entschieden: Sankt Petersburg ist die schönste Stadt Europas 🥇! Wieso, weshalb, warum? Ihr werdet es erfahren. Ich erzähle euch von meiner Hassliebe zu Moskau und welche Person verantwortlich war, dass ich einmal quer durch Russland geflogen bin, um die Schlachtfelder des ehemaligen Stalingrads zu besuchen.

Für Russland benötigen österreichische Staatsbürger ein Visum. Ihr werdet genug Agenturen finden, die euch beim Ansuchen der Einreiseerlaubnis ihre Hilfe anbieten. Dies dürfte wesentlich unkomplizierte sein, aber deutlich kostenintensiver, als es auf eigenen Weg zu versuchen. Das Visum könnt ihr frühestens drei Monate vor Antritt der Reise ansuchen und müsst entweder persönlich in der russischen Botschaft in Wien vorsprechen oder die notwendigen Dokumente (inklusive Originalreisepass) an die Botschaft schicken. Meine Herausforderung: Ich war bereits vier Monate unterwegs und konnte weder in Wien antanzen, noch wollte ich meinen Reisepass quer durch Europa schicken. Die Lösung: In Österreich einen Zweireisepass beantragen! Wie das klappt, könnt ihr in der Rubrik „11 Schritte Zur Erfüllung Eines Traumes“ lesen.

 

Erst in vierten Versuch habe ich mein Visum für Russland bekommen.

✔ Versuch Nummer (1) wurde abgelehnt: Zu früh eingereicht.

✔ Versuch Nummer (2) wurde abgelehnt: Die Einreise über Belarus 🇧🇾 ist nicht erlaubt.

✔ Versuch Nummer (3) wurde abgelehnt: Die Ausreise über die Ukraine 🇺🇦 ist nicht gestattet.

 

Wollt ihr die Russische Föderation im Zuge einer Weltreise besuchen, müsst ihr diese Planung taktisch anlegen, sonst wird es hoch kompliziert, aber ihr wisst, bei Fragen einfach melden: Kontakt.

 

Besuche die Eremitage, wurde mir befohlen. Wenn du nur einen Tag in Sankt Petersburg Zeit hast, verbringe ihn, in diesem Kunstmuseum. Kunst und Mario funktioniert grundsätzlich nicht. Ich bin seinerzeit am Springbrunnen vor dem Louvre 🇫🇷 gesessen und habe mich gefragt, welchen Sinn es hat, stundenlang anzustehen, um ein paar Bilder zu sehen. Ich bin durch das MoMA, Museum of Modern Art in New York 🇺🇸 spaziert und habe mir nur gedacht, okay? 🤔. Da mich Sankt Petersburg mit dauerhaften Starkregen empfing, lag ein kurzer Besuch der Eremitage auf der Hand. Zehn Stunden und einige Erfahrungen später: Die Eremitage ist der absolute Wahnsinn 🤩!

 

Oh mein Gott!, oder wie die Briten sagen würden: What the f**k? Drei Millionen Ausstellungsstücke auf über 500 Räume verteilt. Jeder einzelne Raum ist schöner, prächtiger und spannender als der andere. Meine Erwartungen waren um den Siedepunkt, aber jetzt bin ich ein absoluter Kunstfanatiker (Ja, Reisen bildet und entwickelt weiter, das beste Beispiel!)

 

Zuerst irrte ich planlos herum, bis ich durch Zufall den ersten Da Vinci entdeckt habe. Normalerweise erwartet man sich eine riesige Menschentraube, die Schulter an Schulter, vor dem Bild steht und versuchen es zu analysieren. Aber hier war nichts und niemand, nur ich und mein guter alter Freund Leonardo, für einige Minuten vereint. Und dann habe ich Blut geleckt, mir die 500 Seiten lange Gemälde Liste organisiert und bin von Meisterwerk zu Meisterwerk gelaufen. Im Raum Nr. 251 die ersten Gemälde von Rembrandt bewundert, dann zu Raum Nr. 363 geirrt, um Picassos Kunstwerke zu bestaunen. In Raum, was weiß ich, die Werke von Matisse entdeckt und über Umwegen bei den Malereien von Gauguin gelandet. Dieses Prozedere müsst ihr euch mehrere Stunden lang vorstellen. (Kennt ihr den berühmten Passierschein A38 Szene aus den Asterix Filmen? Ungefähr so war mein Erlebnis in berühmtesten und schönsten Kunstmuseum der Welt).

 

Da es so gut wie unmöglich ist einen fesselnden und spannenden Reisebericht über ein Kunstmuseum zu verfassen, gebe ich euch einfach ein paar interessante Fakten mit auf den Weg:

 

✔ Nicht verwundert sein, wenn ihr im Museum laufend Katzen 🐱 sieht, sie werden bewusst gehalten, um die Schätze vor Mäusen und Ratten zu schützen 😅.

✔ Wenn ihr das komplette Museum ablaufen wollt, legt ihr 24 Kilometer zurück!

✔ Wollt ihr euch mit jedem einzelnen Kunstwerk vertraut machen, müsst ihr ungefähr 15 Jahre einplanen.

✔ Der Begriff Eremitage kommt aus dem französischen und bedeutet Einsamkeit 🤔, etwas fragwürdig für einen Besuchermagnet.

✔ Das Museum befindet sich im Winterpalast.

✔ Holt euch die Tickets mindestens zwei Wochen vorher, online!

 

Allein schon das Gefühl am Palastplatz zu sitzen, den Blick auf den Winterpalast gerichtet löst ein Wohlbefinden aus, welches Sankt Petersburg zur schönsten Stadt Europas kürt. (Nach Stockholm natürlich, aber alles, was Schweden 🇸🇪 betrifft, läuft selbstverständlich außer Konkurrenz  😉).

 

In der näheren Umgebung liegen Zarenschlösser, deren Pracht und Eleganz seinesgleichen suchen. Liebes Schloss Versailles 🇫🇷, liebes Schönbrunn 🇦🇹, bei allem Respekt, aber gegen das Schloss Peterhof oder den Katharinenpalast wirkt ihr wie Playmobil Spielzeug.

 

Das Schloss Peterhof erreicht man am einfachsten mit einem Speed Boot (und Speed bedeutet hier Speed 🤢). Das Teil schießt mit hoher Geschwindigkeit der Newa entlang, also wählt euer Frühstück sorgfältig aus. Bedauerlicherweise wieder aus dieser Kategorie: Man muss den Palast gesehen und erlebt haben, um seine Schönheit zu verstehen. Über zweihundert Springbrunnen, dreißig Museen und diverse, kleine Schlösser und Kirchen verteilen sich über eine riesige Parkanlage. Obwohl es natürlich ein absoluter Touristenmagnet ist (Welcome back, meine asiatischen Reisebustouristenmassen 😡) verteilt es sich über diese endlos große Anlage gut. So kann man das Ambiente und die Stimmung einwandfrei genießen. Im Grunde unvorstellbar, dass im Laufe des Zweiten Weltkrieges die Deutschen, diesen Palast als Kommandozentrale benutzt haben. Sie zogen Panzergräben durch die Parkanlage, verlegten Minen und Stacheldrahtzäune.

 

Ein ähnliches Bild hinterlässt der Besuch des Katharinenpalast. Unfassbare, wunderschöne Anlange im südlichen Teil Sankt Petersburgs. Auf den Besuch des Inneren des Palastes musste ich unglücklicherweise verzichten, 4 Stunden Wartezeit 😱 wurde angezeigt. Ihr müsst wirklich äußert früh aufstehen, um beide Zarenschlösser innerhalb eines Tages zu besichtigen. 

Was bedeutet für euch Mut? Sich, wie dieser Dosenfreund aus der Stratosphäre zu stürzen? Sich, wie dieser australische Abenteurer, mit Krokodilen ein Leben zu teilen? Oder vielleicht alles hinzuschmeißen und eine sechzehn monatige Weltreise zu unternehmen? Ich denke, es gibt unendlich viele Definitionen von Mut, aber eine Aktion übertrifft wohl alles andere: eine Wodka-Taste Tour in Russland! 🤣

 

Ich hatte die glorreiche Idee mich allein bei Einbruch der Nacht einer Wodka-Taste Tour durch das Nachtleben Sankt Petersburgs anzuschließen. Zu meiner Verteidigung muss ich erwähnen: Der Informationsaustausch fand nur auf Russisch statt und, da das Golden Ticket umgerechnet 8 Euro kostet und die Tour für zwei Stunden angesetzt war, dachte ich mir, das wird schon nicht so schlimm werden. 11, oder 12, oder was weiß ich, Shots später (einer wurde nebenher aus einer glasigen AK 47 konsumiert 🙈) hatte ich leichte Orientierungsprobleme. Der Klassiker! Ihr kennt ihn alle? Wo bin ich eigentlich gelandet, wieso bin ich überhaupt hier, wie zur Hölle komme ich nach Hause? Kombiniert mit den Leiden am Morgen danach: Ich schwöre, ich werde nie wieder in meinem Leben etwas trinken 🤮. Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch so eine Tour empfehlen kann (meine Erinnerungen halten sich in Grenzen), aber es war bestimmt die „russischste“ Nacht meines Lebens 😅.

 

In einem kleinen Sankt Petersburger Hinterhof befindet sich, das weltweit erste und einzige Schattenmuseum Muzey Teney. Jetzt dürft ihr mal kreativ sein, kurz in euch gehen und überlegen, was können wir in einem Schattenmuseum erleben? Wir spazieren rein, vereinbaren einen Termin und bekommen eine persönliche Führung durch eines der skurrilsten Museen, die das Land zu bieten hat. Ein Guide bringt uns von Raum zu Raum und zeigt uns die märchenhafte Magie der Schattenwelt. Na, habt ihr schon eine Vermutung? Okay, ich versuche es zu erklären, obwohl dies nicht einfach ist. In jeden Raum sind diverse Kunstwerke ausgestellt, die auf den ersten Blick nicht wirklich besonders erscheinen. Unter jedem ist eine Lampe angebracht, welche das faszinierte Spiel in Bewegung bringen. Durch die Betätigung des Lichtschalters wirft dieses unspektakuläre Kunstwerk einen großen Schatten an die Wand. Ein zusammengebastelter Haufen von Klopapierrollen wirft ein detailgetreues Kolosseum 🇮🇹 an die Wand. Willkürlich zusammen gesetzte Dosen präsentieren dir die Skyline von New York 🇺🇸. Ihr erlebt laufend diese genialen „Ahhh“ und „Ohhh“ Momente oder wie ich sie gerne nenne: „Mindfucks“. Dieses kleine aber innovative Museum ist so einzigartig, dass es ein Pflichtbesuch für euren Sankt Petersburg Aufenthalt bedeutet.

 

Ein weiteres kleines Geheimnis verbirgt sich in den Hinterhöfen Sankt Petersburgs. Ein Paradies für Arcade Fans und Freunde der UdSSR. Das Pub, Bar of Soviet Arcade Games, schenkt euch die Möglichkeit euer Können an alten sowjetischen Spielautomaten auszuprobieren. Dutzende Konsolen und Spielautomaten aus der kommunistischen Ära des Landes stehen für euch bereit. Pro konsumierten Drink bekommt ihr ein paar Chips. (Ich habe lieber ein paar Chips für kleines Geld gekauft, ihr wisst wahrscheinlich noch warum 🤢). Und dann geht der Spaß los. Allein, zu zweit oder in der Gruppe, ich garantiere euch, wieder eine geniale Erfahrung, die ihr definitiv nicht in einem Sankt Petersburg Reiseführer finden werdet.

 

Die nördlichste Millionenstadt der Erde ist eine offene, freundliche, wunderbare Stadt mit endlosen Grünflächen, sauberen Parks und leidenschaftlichen Menschen. Man hat einfach keine andere Möglichkeit, als sich vollkommen hoffnungslos in sie zu verlieben. Ich würde sogar so weit geht und sie „Nahe an der Perfektion“ einzureihen. Die Touristenmassen halten sich in Grenzen (absehen von diesen verfluchten Kreuzfahrt Tagestouristen 😡), die öffentlichen Verkehrsmittel sind perfekt ausgebaut, die Stadt ist mehr als sauber und super günstig. Die englische Sprache ist allgegenwärtig und die Menschen leben für ihre Musik und ihre Kunst. Es entstehen tolle Eindrücke, wenn man den Fluss entlang spaziert und Künstler und Musiker sieht, die ihrer Leidenschaft nachgehen. Ich könnte euch noch so endlos viel über diese traumhafte Stadt erzählen. Die geführte Tour durch die Gazprom Arena, den Besuch des Sandburgen-Festivals, die Besichtigung des Militärmuseums (Militärgeschichtliches Museum der Artillerie, des Ingenieurwesens und der Nachrichtentechnik: Fürs Protokoll der vollständige Name 😅) oder von der Erkundung der Peter und Paul Festung samt ihrer wunderbaren Kathedrale und ihren beängstigen Gefängnis.

 

Zwei auserwählte Momente möchte ich aber noch mit euch teilen, bevor mir nach Moskau reisen. Zwei Orte fernab von Tourismus und Sightseeing, an denen meine Emotionen verrückt gespielt haben.

 

Die militärische Festung Kronstadt liegt 30 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt. Der Zugang zu dieser kleinen Stadt, die sich auf einer Halbinsel befindet, war jahrelang verboten, da sie der Hauptsitz der russischen Marine ist. Ihr wisst bereits, dass mich die sowjetische Geschichte fasziniert, deswegen versuchte ich mein Glück in Kronstadt, um ein bisschen Nostalgie und Geschichte aufzusaugen, da es in Sankt Petersburg keine historischen Rückblenden zu finden gab. Bedauerlicherweise wurde ich auch in Kronstadt nicht fündig, aber ich erlebte einen Moment, der mir jetzt noch eine Gänsehaut am ganzen Körper bereitet.

 

Inmitten der Festung befindet sich die wunderschöne Naval Cathedral of Saint Nicholas Kathedrale. Sie wurde Anfang der 90er-Jahre in die Liste das UNESCO-Welterbe aufgenommen und ist eine absolute Augenweide. Betreten wir gemeinsam die Innenräume dieses russischen Schmuckstückes.

 

Vor der Kathedrale war es sehr ruhig und unsere Erwartungen hielten sich vorab in Grenzen.  Früh morgens betreten wir gemeinsam dieses prachtvolle Gebäude und unsere Augen wurden größer und größer. Die orthodoxen Kathedralen sind mit unseren nicht vergleichbar. Sie sind bescheidener und ruhiger ausgestattet als die katholischen Kirchen und Kathedralen. Die Saint Nicholas Kathedrale ist anders. Wir stellen uns unter diese riesige Kuppel und blicken in die Höhe, um diese faszinierende Ausstattung zu genießen. Es ist ruhig und leer und ganz leise gehen wir weiter, um den Altar zu besichtigen. Auf einmal öffnen sich die Tore und eine Horde voller Menschen strömt herein. Matrosen! Wahrscheinlich hundert Matrosen versammelten sich um uns herum, vor dem Altar. Sie nehmen Aufstellung und beginnen zu singen. Dieser Klang ihrer tiefen Stimmen löste eine Gänsehaut bei uns aus. Die märchenhafte Akustik verteilte ihre Lieder durch die ganze Kathedrale. Wie festgefroren stehen wir da, inmitten des Chores und lauschen ihrer Musik. Es sind keine schnelllebigen, militärischen Lieder, sondern safte, ruhige Töne, die uns an die russischen Klassik-Meisterwerke erinnern. Wir gehen unauffällig in eine ruhige Ecke der Kathedrale, setzten uns auf den Boden und lassen diese wunderbare Akustik auf uns einwirken.   

 

Später erfahren wir, dass es ein Gedenkgottesdienst für einen ihrer Kameraden war, welcher bei einem Schiffsunglück verstorben ist. Es ist immer schwierig solche Momente in Worte zu fassen, aber wir werden sie nie vergessen und sind dankbar sie erlebt zu haben.

 

Wenn ich neben der Kunst (Reisen bildet 😉) ein zweites Gebiet habe, welches mich überhaupt nicht interessiert, ist es die Oper oder das Ballett. Sankt Petersburg ist Inhaber des weltberühmten Mikhailovsky Theater und ich hatte das Glück ein Ticket zu bekommen. Allein schon das Betreten dieses Theaters bringt einen vollkommen aus der Fassung. Auf dem Programm stand die Vorführung des Stückes: Swan Lake. Das literarische Meisterwerk des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski wurde vom russischen Nationalballett ausgeführt.

 

Wäre meine Russland Exkursion bereits beendet, würde ich euch predigen, wie weltoffen Russland ist und wie sehr sich die Leute aus ihrer politischen Gefangenschaft befreien möchten. Wie intensiv ihr Ruf nach freier Meinungsäußerung und Gleichberechtigung ist und ihr Wunsch, die politische Diktatur, ein für alle male, abzuschaffen. – wie zuvor besprochen „wäre“! Auf nach Moskau!

In Moskau habe ich mich bei einer einheimischen Familie einquartiert und seit diesem Kennenlernen verstehe ich den Begriff „Sanktionen“. Der Honig kommt aus Kasachstan 🇰🇿, das Brot aus Usbekistan 🇺🇿 und die Erdbeeren aus Belarus 🇧🇾. Die Russische Föderation hatte nie den Drang sich selbst zu versorgen, sie waren es gewohnt, sich mit qualitativ höherwertigen Produkten aus der westlichen Welt beliefern zu lassen. Durch die Sanktionen ist man jetzt gezwungen, die Waren aus den befreundeten Nachbarländern zu importieren, was die russische Bevölkerung nicht wirklich in Freude versetzt. Die Qualität der Nahrungsmittel lässt dadurch deutlich zu wünschen übrig und ich konnte meiner Gastfamilie ansehen, wie unangenehm es ihr war, mir nur Waren aus „zweiter Reihe“ anbieten zu können. Der Rubel ist aktuell am absoluten Tiefpunkt angekommen, was gleichzeitig ein Desaster für die wirtschaftliche Lage bedeutet. Allerdings werdet ihr Russland wohl nie wieder so günstig bereisen können.

 

Mit 12 Millionen Einwohnern gehört Moskau zu den größten Städten unserer Erde. Auf dem Papier liest sich Moskau wie ein Schlaraffenland. Der Kreml, die Basilius Kathedrale, das Lenin Mausoleum usw. Sechs Tage lang bin ich kreuz und quer in alle Richtungen gefahren und gelaufen und es benötigte seine Zeit der Stadt etwas Positives ab zugewinnen.

 

Ich war schon brutal auf Bunker Entzug, bis ich sehen konnte, dass Moskau einen unterirdischen Atombunker, zur Besichtigung anbietet. 3-mal juhu! Es ging achtzehn Stockwerke tief unter die Erde (und natürlich auch wieder zurück 🥵), um in den Bunker B-42 zu gelangen. Die Vorfreude war endlos …- …endlich wieder Bunker-Time! Endlich wieder Sowjet Geschichten! …- … aber die Enttäuschung leider umso größer 😞. Die Tour (obwohl in Englisch versprochen) war nur auf Russisch und als Folge dessen war es unmöglich irgendwelchen spannenden Storys zu folgen. Weiteres sieht man einzig und allein ein paar Räume, wo billige Schaufensterpuppen x-beliebige kriegsentscheidenden Szenen nachstellen. Kein Vergleich zu den genialen Bunker Erlebnissen in Frankreich 🇫🇷, der Ukraine 🇺🇦, Litauen 🇱🇹 oder Dänemark 🇩🇰. Eine enttäuschende, peinliche Lachnummer. Enttäuschung Nummer 1

 

Große Vorfreude verspürte ich auf das namhafte Gulag Museum, um einmal eine andere Sichtweise auf die Geschehnisse eines Gefangenenlagers zu bekommen. Das spezielle Museum ist wunderbar aufgebaut und besticht mit unzähligen Archivbildern, Filmen und persönlichen Geschichten, nur das Problem: So gut wie alles ist in Russisch! Keine Chance einen Eindruck zu gewinnen und einen Bezug aufzubauen. Enttäuschung Nummer 2

 

Regen! ☔ Regen! ☔ Regen! ☔ Moskau wie man es kennt und liebt. Also, ab ins Moskvarium, das größte Aquarium Europas. Aquarien haben für mich einen speziellen Reiz. Da ich noch nie wirklich Tauchen war, ist dies meine einzige Möglichkeit, in die faszinierende Unterwasserwelt einzutauchen. Es beinhaltet die klassischen Becken mit den Süßwasserfischen, den Rochen und Schildkröten, den Seepferdchen usw., bis einem das Herz im Halse stecken bleibt. Das Moskvarium beherbergt drei ausgewachsene Schwertwale 🐋, die in der Größe eines Goldfischglases den Besuchern zur Schau gestellt werden 😱. Umweltschützer laufen Sturm gegen diese Art der Haltung, aber in Moskau rechtfertigt man sich mit der wissenschaftlichen Forschung. Wir können jetzt allgemein über Zoos, Vogelparks, Aquarien usw. diskutieren, aber drei ausgewachsene Wale in einem Babybecken zu halten und sie täglich für Shows zu trainieren …🤮. Hätte ich das gewusst, hätte ich einen großen Bogen um das Vivarium gemacht und mir den Herzschmerz erspart. Enttäuschung Nummer 3

 

Das berühmt-berüchtigte Bolshoi Theater. Die Außenansicht ist bereits ein absoluter Traum, aber die Architektur und Inneneinrichtung soll noch um einiges schöner sein. Ärgerlicherweise liefen derzeit keine Vorstellungen, aber die Stadt bietet geführte Touren an. Soweit so gut; Tickets sind online nicht vorbestellbar, also frühzeitig zum Theater gehen. Zweimal pro Woche wird eine Führung angeboten, die auf maximal zwanzig Besuchern beschränkt ist. Die Startzeit war mit 11:30 Uhr angegeben, also habe ich mich bereits eine Stunde zuvor eingefunden, um sicher zu sein. Brav und artig als Erster an der Kasse gewartet bis sich die Tore öffneten. Nur wenige Augenblicke vor der Öffnung kamen sie wieder! 😡 Ja, treue Lesen können es schon erahnen, die Horden dieser asiatischen Reisebustouristengruppen. Ich schwöre euch, da haben sich Szenen abgespielt, wo unsere Menschlichkeit hinterfragt werden muss. Als ginge es um Leben und Tod kämpfte diese hirnlose Masse an Touristen mit samt ihren Reiseführern um einen Platz in der Reihe. Irgendwann hatte ich so viele Schirme und Kamerastative in meinem Gesicht, dass ich mir noch gedacht habe F**k Off! Ein Moment zum Fremdschämen. Enttäuschung Nummer 4

 

Der Rote Platz: Ja, es hat schon etwas Besonderes über diesen historischen Platz zu laufen, falls es die russische Regierung erlaubt. Erst meine dritte Visite war erfolgreich, da der Platz zuvor wegen diverser Militärparaden oder politischen Demonstrationen gesperrt war. Wie fühlt es sich an über den Roten Platz zu laufen? („Roter Platz“ heißt auf Russisch „Krasnaja Ploschadch“. Das Adjektiv „krasnaja“ wird mit „schön“ übersetzt. Die Russen nennen ihn einfach nur „den schönen Platz“, also hat der mit der Farbe Rot überhaupt nichts zu tun). Entspannung ist etwas anderes: Fahrräder und E-Scooter düsen im Sekunden Takt an einem vorbei, die Soldaten beobachten dich auf Schritt und Tritt und es gibt ein minütliches Wiedersehen mit den asiatischen Zombie-Herden, die sich aufführen, als ob sie gerade am Mond gelandet werden 😡. Enttäuschung Nummer 5

 

Der Kreml: Gleichvorweg: Mein Fehler! Holt euch das Ticket online! Ich wollte flexibel bleiben und musste vier Stunden anstehen, um an eine Karte zu kommen. Es gibt genau einen Schalter, wo man sich als Nicht-Russe eine Eintrittskarte kaufen kann. Die Kunst ist zuerst einmal diesen Schalter zu finden (die Moskauer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit lässt zu wünschen übrig) und abschließend den Ticketkauf unbeschadet zu überstehen 😡: Siehe Enttäuschung Nummer 4. Wisst ihr eigentlich, was es bedeutet den Kreml (Kreml bedeutet Stadtkern bzw. Zentrum) zu besuchen? Ich auch nicht, ich dachte eher an die berühmten Präsidentenhallen oder an prächtigen Museen. Im Prinzip bekommt man Zugang zum Komplex, der sich hinter der roten Stadtmauer versteckt. Das Areal besteht aus ein paar Kirchen, einer Kathedrale und einem hässlichen Garten. Zugang zu den interessanten Teilen des Geländes als Nicht-Russe: Fehlanzeige! Enttäuschung Nummer 6

 

Enttäuschung Nummer 7 bis 10 schenken wir uns und kommen zum Teil, der Moskau sehenswert macht. Diese Enttäuschungen habe sich in dieser Reihenfolge abgespielt und ihr könnt nachvollziehen, dass meine Motivation bereits etwas eingeschränkt war …- …ja, bis zu diesem unerwarteten Moment, der auf einmal alles veränderte …- …einer dieser „Magic Moments“ ☺️.

 

Okay, Enttäuschung Nummer 7 noch, weil ich öfters danach gefragt wurde. Wollt ihr den Leichnam von Wladimir Iljitsch Lenin sehen? Kein Problem: Ihr stellt euch eine Stunde vor dem Lenin Mausoleum an, geht einen finsteren Gang entlang, wo die Soldaten Spalier stehen. Erblickt für einen Augenblick einen Glaskasten, wo sich seine Leiche (oder eine Wachs-Figur, oder was auch immer) darin befinden soll, ja, und – fertig. Der gute Mann ist seit knapp 100 Jahren tot, keine Ahnung wer oder was dort im Kasten liegt, aber dieser Bruchteil der Sekunde hilft dir nicht, diese Frage beantworten zu können.

Der Turnaround Moment in der Luzniki Arena. An diesem Tag erreichte der strömende Regen seinen Höhepunkt, aber ich wollte unbedingt diese 85.000 Menschen fassende Arena besuchen 🏟. Diesmal fand zu meinem Leidwesen kein Spiel statt, aber laut meiner Recherche bieten die Stadioninhaber eine geführte Tour an: einmal täglich an spielfreien Tag gegen 14:00 Uhr, allerdings nur mit einer russischen Kreditkarte vorab buchbar. Nach dem Motto „Jetzt ist es auch schon vollkommen egal“, die weite Anreise zum Stadion auf mich genommen und auf ein klein wenig Glück gehofft. Der Treffpunkt dieser Führung war direkt vor dem Stadion bei der großen Lenin Statue (wo auch sonst 🙈). Einsam und allein stand ich im strömenden Regen, nur unter der Beobachtung von Wladimir Iljitsch Lenin und wartete auf ein Wunder. 14:15 Uhr: niemand vor Ort und ich dachte mir nur …- …okay, keine Kraftausdrücke, aber ihr könnt es euch denken.

 

Ich wollte gerade das Handtuch werfen, da tauchte aus dem Nichts ein junger Russe mit einem Fußball-WM 2018 T-Shirt auf. Er winkte ganz aufgeregt, war außer Atem und sprach mich im perfekten Englisch an. Er sei froh mich endlich gefunden zu haben, weil ich vorher nicht auf seine Anrufe reagiert habe 🤔 🤔.  Er sah meine Verwunderung und frage noch einmal, ob ich wegen der Besichtigung hier bin, die wir letzte Woche telefonisch vereinbarten 🤔 🤔. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wovon er überhaupt spricht, aber: Klar! Natürlich bin ich deswegen hier, warum sollte ich sonst hier sein? Und so hatte ich meine ganz private und persönliche Stadionführung 😂.

 

Die Umkleidekabinen, der Medienraum, runter aufs Spielfeld, rauf auf die Tribüne, bis hinauf aufs Dach …- …alles war möglich. Das absolute Highlight: exklusiver Besuch der Präsidenten Suite! Mein unbekannter Guide zeigte mir jenen Sitzplatz, der nur für Herrn Putin reserviert ist, weil dieser den besten Blick über das Stadion bietet. Ich betete und hoffte den folgenden Satz in dieser Situation zu hören und dann passierte es wirklich: „You can take a sit if you want!“ Und so durfte mein Hintern dort ruhen, wo normalerweise nur Herr Putins Hintern genehmigt wurde. Und wisst ihr was? Es dauerte nur einen Moment und die ersten teuflischen Gedanken übernahmen die Herrschaft meines Körpers und ich überlegte still und heimlich, welches Land ich als Nächstes zurückerobern werde? 😅

 

Also, wer immer auch diese Tour für mich organisiert hat: Tausend Dank mein Lieber, normalerweise bin ich nicht so, aber nach all diesen Enttäuschungen musste ich diese Chance ergreifen. Ihr hättet bestimmt nicht anders reagiert, oder?

 

Es ist wieder so weit: Zeit für Geistergeschichten. Der Nowodewitschi Friedhof (kommt schnell …- …dreimal hintereinander laut aussprechen No-wo-de-wit-schi 😅) ist der absolute Höhepunkt meiner persönlichen Friedhofs-Tour. Dieser Ort ist ein Museum und eine Hommage an die vielen berühmten und erfolgreichen russischen Persönlichkeiten. Nur Ehrenbürger aus der Oberschicht habe die Erlaubnis hier bestattet zu werden. Aktuell findet man um die 27.000 Gräber am Nowodewitschi Friedhof. Dichter, Komponisten, Schauspieler, Musiker oder Kriegshelden, alles, was Rang und Namen hat, liegt unter der Erde begraben. Für mich der mit Abstand fantastischste und eindringlichste Ort in ganz Moskau und auf meiner persönlichen Friedhof-Liste die absolute Nummer 1 🥇. (Muss ich mir Sorgen machen, weil ich solch eine Liste führe 🤔).

 

Ein paar kurze Eindrücke noch bevor wir uns um die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkrieges kümmern. „I follow the Moskva, down to Gorky Park, listening to the wind of change….take me to the magic of the moment“, die wunderschöne grüne Oase Moskaus, der Gorky Park. In seiner Mitte befindet sich ein prachtvoller Springbrunnen, der zu klassischen Klängen in seinen bunten Farben tanzt (Las Vegas lässt grüßen). Der erste Moment, in dem ich die Moskauer Bevölkerung lebendig, fröhlich und leidenschaftlich gesehen habe. Picknick, grüne Wiesen, lachende Kinder, frei laufenden Hunde usw …- … für uns nichts Besonderes, aber in Moskau ein sonderbarer Ort. Kleiner Fun Fact: Der Park hat mehrere, künstliche Teiche, die die Fläche und Tiefe eines Planschbeckens haben. Der Blick auf diese Teiche erinnerte mich an den Sankt Veiter-Wiesenmarkt. Chaotische Autodrom-Exzesse mit der Anlage eine verpflichteten, orangen Schwimmweste. Absolut herrlich skurrile Bilder und eine neue Qualität des Tretbootfahrens.

 

Wir kreuzen noch schnell einen anderen speziellen Park. Dieser trägt den attraktiven Namen: Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft oder kurz WDNCh. Die Sinnhaftigkeit dieses Parks kann ich euch leider nicht erklären. Alles, was die ehemalige Sowjetunion einmal geschenkt bekommen hat: z.B.: eine riesengroße Kopie eines indischen Tempels 🇮🇳, eine ½ Dublette der Akropolis 🇬🇷, eine Reproduktion einer ägyptischen Sphinx 🇪🇬, überdimensionale Düsenjets, Raumschiffe, Raketen und was auch immer, findet hier Platz. Grundsätzlich wie ein Minimundus nur komplett kostenlos und in realer Größe …- …ein herrlich verrückter Platz und jeden Besuch wert.

 

Habe ich euch schon vom GUM erzählt, dem größten Einkaufszentrum der Welt? Oder wie schön es ist, diese unfassbar traumhafte Basilius Kathedrale, mit ihren neun bunten Kuppeln zu besuchen? Über die Benutzung der Metro mit ihren 14 verschiedenen Linien und ihren 236 Stationen? Nein? Ich weiß, wir müssen aber leider weiter …

Die emotional härtesten Tage meiner bisherigen Reise liegen nun hinter mir. Sosehr mich auch die tragischen Geschichten des Zweiten Weltkrieges interessieren, der Besuch der ehemaligen Schlachtfelder von Stalingrad forderte seinen Tribut. Wolgograd (ehemaliges Stalingrad) ist eine moderne, russische Millionenstadt, deren brutale und tragische Vergangenheit in jeder Minute spürbar ist. Ich stelle euch einmal ein Video rein, um leichter zu verstehen, welche Atmosphäre hier herrscht.

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Was ihr nun gesehen habt, sind junge, russische Soldaten, die 24/7 an dieser Gedenkstätte patrouillieren. Diese Halle nennt sich The Eternal Flame und ist eine große Gedenkanlage, nur unweit der ehemaligen Schlachtfelder entfernt. 700.000 Menschen wurden im Zuge der Einkesselung von Stalingrad getötet. Allein in dieser Gedenkhalle sind 7.000 Namen, der gefallenen Soldaten, im Stein gemeißelt. Die Musik, die ihr im Hintergrund gehört habt, stammt interessanterweise von einem deutschen Komponisten.

 

Im Laufe der letzten Monate und Jahre habe ich einige bedrückende Gedenkstätten besucht. „Sowjetunion Über Alles“ in Belarus 🇧🇾Ewiger Dank An Die UdSSR“ in Georgien 🇬🇪 oder „Stolz Auf Die UdSSR“ in Lettland 🇱🇻. An all diesen Orten siegte die Stärke, der Stolz und der Triumph über allem, aber in Wolgograd ist es anders. Die Atmosphäre ist bedrückend und beängstigend, solch eine niedergeschlagene Stimmung habe ich noch die erlebt. Hier liegt nur Trauer, Leid und Zorn in der Luft …- …keine Touristen, keine Schaulustigen, keine geführten Reisegruppen. Nur die Verwandten und Betroffenen, die ihr Liebsten im Zuge dieser Schlacht verloren haben, besuchen diese Gedenkstätte. Obwohl es bald achtzig Jahre her ist, gibt es niemanden, der keine Träne in den Augen hat, während er seine mitgebrachten Rosen ablegt. Es fällt mir unfassbar schwer an etwas Positives und Schönes zu denken.

 

Ich stehe in dieser Halle und mein Herzschlag passt sich den Schritten der Soldaten an. Es wird immer lauter und lauter …-…sie kommen näher und näher und übernehmen die Kontrolle. Meine Augen beobachten die Gesichter der Menschen und ich erkenne ihre Tränen, fühle ihre Trauer und ihre Wut. Alle möglichen negativen Gefühle treffen hier zusammen, ich bin nur mehr Passagier dieser tragischen Geschichte.

 

Die ewige Flamme befindet sich etwas außerhalb der Millionenstadt Wolgograd, am Mamajew Hügel. Am zentralen Punkt des Hügels steht die Mutter-Heimat-Statute. Sie ist eine der größten Statuen der Welt, doppelt so groß, wie die viel berühmtere Freiheitsstatue 🗽. Wie ihr in der Galerie erkennen könnt, begrüßt sie mich in Ketten gelegt, denn man versucht ihren Tot zu verhindern. Offiziell wird sie das erste Mal seit ihrer Geburt restauriert, inoffiziell versucht man, das Unvermeidbare zu stoppen. Einige Teile der Statue sind bereits heruntergefallen und sie droht endgültig in sich zusammenzubrechen. Durch die saisonale Erosion gibt der Boden unter ihren Füßen nach, das Regenwasser rinnt nicht mehr konstant ab und es bilden sich kleine Höhlen und Löcher. Im Nachhinein betrachtet bin ich dankbar, die Chance bekommen zu haben, sie noch zu bewundern, obwohl die Enttäuschung überwiegt, diese wunderbare Statue so verletzt vorgefunden zu haben.

 

Es gibt unzählige, weitere große Statuen und Monumente, die dieser Schlacht gedenken. Mitunter findet man auch eine Gedenkwand, welche hunderttausende Namen enthält. Das kann man sich nur schwer vorstellen: Eine schwarze Marmorwand, in der mehrere hunderttausend Opfer verewigt sind, die exakt hier, am Fuße dieses Hügels gefallen sind.

 

Zum Abschluss erzähle ich euch noch die Geschichte eines russischen Helden, der mich seit der 90er-Jahre fasziniert. In meiner pubertären Phase hatte ich täglich drei Wege. Der eine führte zum Tanzkurs, der Zweite zu irgendeinem Sportverein und der Dritte brachte mich in die Videothek 🎥. Im Alter von 14 oder 15 Jahren hinterfragt man nicht wirklich alles und so landete eines Tages eine VHS in meinen Videorekorder. (Für alle mit 90er Jahrgang und jünger: das sind rechteckige Kassetten auf denen man einen Film abgespielt 😉). Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud 🇫🇷 verfilmte die mehr oder weniger wahre Heldengeschichte des russischen Scharfschützen Wassili Saizew.

 

Während der Schlacht um Stalingrad hat Saizew über 300 deutsche Offiziere erschossen. Der Film ist natürlich eine patriotische Heldengeschichte, mit jeder Menge Action, unrealistischen Hollywood Szenen und einer durch und durch bescheuerten Liebesgeschichte. Aber seit meinem fünfzehnten Lebensjahr war ich besessen von dieser Geschichte und wollte ihren wahren Ursprung wissen. Natürlich hinterfragt man sich jetzt, was einen an einem Soldaten faszinierte der heimtückisch 300 andere Menschen getötet hat, aber dieser Debatte entziehe ich mich jetzt. 

 

Zuerst besuchte ich seinen Grabstein und anschließend konnte ich seinen kompletten Werdegang im Panorama Museum verfolgen. Dieses mehrstöckige Museum ist der erbarmungslosen Schlacht gewidmet und begleitet diesen russischen Helden über diese Epoche. Es war umwerfend aufregend über seine Auszeichnungen und seine Heldentaten zu lesen und die originale Scharfschützen-Waffe zu sehen. Bedauerlicherweise war die ganze Ausstellung nur in russischer Sprache verfügbar, deswegen dauerte es Ewigkeiten, bis ich mich durch diese Thematik durchkämpfen konnte.

 

Wer die Wolga entlang spaziert trifft auf das Pawlow Haus. Ein wahrhaftiges Relikt aus der umkämpften Schlacht. Die Einschusslöcher der Maschinengewehre und die Sprenggewalten der Granaten sind heute noch deutlich zu erkennen. Saizew benutze dieses historische Objekt als Unterschlupf. Ein ziemlich schockierender Moment …- …du spaziert dem Strom entlang und zwischen den neuerbauten Gebäuden verstecken sich noch Häuser, deren Einschusslöcher man fühlen kann. Ich denke, realer geht es nicht mehr.

 

Ich weiß, keine spannenden Geschichten, wenig Humor und leider keine Möglichkeit mit der russischen Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Diese Reise ins weit entfernte Wolgograd würde ich wirklich nur Leuten an Herz legen, welche die tragischen Geschichten aus den Zweiten Weltkrieg hautnah erleben möchten.

Mein Fazit: Das größte Land der Welt bietet drei Millionenstädte, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Man benötigt sehr viel Zeit, um die regionalen Kulturen und Gegebenheiten zu verstehen. Sankt Petersburg ist eine wunderbare Stadt, die fröhliche Stimmung verbreitet und mehr als sieben Tage benötigt, um halbwegs erkundet zu werden. Moskau ist eine andere Welt: Emotionslos, intolerant, kalt, überfüllt und schnelllebig, aber auch sie hatte ihre Momente. Ja und Wolgograd ist nun mal Drehort der dunkelsten Geschichten des 20. Jahrhunderts.

 

Kosten: Russland ist so günstig wie schon lange nicht mehr. Die durchschnittlichen Eintrittspreise liegen bei 2 bis 4 Euro. Für einmal richtig fein Essen gehen sollte man nicht mehr als fünf Euro benötigen und eine Tageskarte mit der Metro bekommt man auch für gute 1,5 Euro.

 

Sicherheit: Medial hört man immer diese typischen Schauergeschichten über die Sicherheit in Russland. Seit den blutigen Anschlägen (Metro Moskau 2010 oder Theater Sankt Petersburg 2017) haben sich die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verändert. Es war kaum möglich ein Gebäude zu betreten, ohne einen ausgiebigen Sicherheitscheck unterzogen zu werden. Seit ihr einmal in Russland angekommen könnt ihr euch unkompliziert und frei bewegen und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl irgendwie in Gefahr zu sein.

 

Kategorie im Nachhinein schlauer: Es war eine kluge Idee direkt nach den Großveranstaltungen (Olympia 2014, Fußball-WM 2018) nach Russland zu fahren, da sich zumindest zum Teil die englische Sprache etabliert hat. Allerdings waren die schönsten und bekanntesten Gebäude unter Baugerüsten versteckt. Die Blutkirche (Sankt Petersburg), die Mutter-Heimat-Statue (Wolgograd), die Christus-Erlöser-Kathedrale (Moskau) sind nur einige Beispiele. Juni/Juli bedeutet zwar Sommerzeit, aber auch gleichzeitig Regenzeit, das hätte ich besser einkalkulieren können.

 

Während ihr diese Zeilen lest, bin ich bereits auf dem Weg nach Florida 🇺🇸. Der voraussichtliche Plan ist es in 90 Tagen von Miami nach Seattle zu kommen, mal sehen 🤔.

 

Hier gehts nach Florida 🇺🇸
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Russland-Quiz

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Zum Aufwärmen????: Dieser Palast ist nach welcher russischen Zarin benannt?

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Im größten Kunstmuseum der Welt, der Eremitage laufen einen ständig "Vierbeiner" über den Weg? Warum und Wieso und Weshalb überhaupt ?????

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Na Freunde der Kunst, wer hat dieses Meisterwerk gemalen?

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Zarrenpaläste die Zweite: Der/die/das ?

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Mein erster Opern Besuch überhaupt ????: Schwanensee ist ein weltberühmtes Ballet zur Musik von?

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Obwohl sie gerade "under construction" war, ist diese berühmte Kirche sagenhaft schön, wie wird sie eigentlich genannt?

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Das Wodka "Wasser" heißt wisst ihr, aber wo wurde der Wodka erfunden? (Fangfrage ????)

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Shadow Musem in Sankt Petersburg ???? - welcher Name passt nicht zu unserem Bild?

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Eine sowjetische Spielehalle - mein Paradies ????! Vieviele verschiedene Tetrisblöcke gibt es?

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Die Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof erinnert an die Opfer der Blockade. Wie hieß Sankt Petersburg bis 1991?

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Juhu ⚽ Frage ????: Welches Großereignis wurde in der Gazprom-Arena in Sankt Petersburg ausgetragen?

 

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Lenin verfolgt uns in Russland ständig, welche Aussage stimmt NICHT!

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Die Nikolai-Marinekathedrale steht in Kronstadt. Erst seit 1996 kann man als Nicht-Russe diese Stadt besuchen, warum?

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Beim Anblick von salutierenten, russischen Soldaten muss ich immer an Elton John mit seinem roten Bentley denken ????, ihr wisst warum oder?

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Ein seltener Blick zum Moskauer Kreml, treue Quizzer wissen, was jetzt kommt ????. Der Begriff Kreml bedeutet übersetzt?

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Wie kam der Rote Platz in Moskau zu seinem Namen?

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Endlich mal was leichtes, oder? ???? Welcher Fluss fließt durch Moskau?

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Die zauberhafte Basilius-Kathedrale hat wieviele Kuppeln?

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Stadiontour die Zweite ????: In welchen Jahr fanden die Olympischen Sommerspiele in Moskau statt?

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Das Einkaufszentrum und Warenhaus GUM haltet aktuell welchen Rekord?

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Orcas ???? gefangen Aquarium von Moskau, was halten wir davon? (Bitte 4 Antworten auswählen!)

22 / 25

Die Wendung im zweiten Weltkrieg: Stalingrad! In welchen Jahren spielte sich dieses Kältedrama ab?

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Verletzt trohnt sie über die ehemaligen Schlachtfelder, die Mutter-Heimat-Statue gehört zu den größten der Welt, wer führt die Liste an?

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Das Pawlow-Haus mit den original Wunden des 2ten Weltkrieges, wie lautet der heutige Name Stalingrads?

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Zum Abschluss noch was nostalgisches: der Gorky-Park in Moskau! ....???? "Follow the Moskva, down to Gorky Park, Listening to the wind..... ?

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