Südamerika

1972: Überleben! 🇺🇾

Ein unbegreiflicher Überlebenskampf einer Sportmannschaft aus Uruguay, deren Erlebnisse zur Legende wurden. „Das Wunder der Anden“ wurde erschaffen. Ein 72-tägiger Mythos auf  4.000 Metern. Ein barbarischer Kampf gegen die Höhe, gegen die Kälte, gegen den Hunger und gegen die Einsamkeit. Dies ist die unglaubliche Geschichte des Fluges 571.

Die uruguayische Rugby Mannschaft „Old Christian’s Club“ aus Montevideo hatte die Einladung eines Freundschaftsspieles in Chile angenommen. Sie charterte, samt Betreuer und Angehörige, eine Fairchild FH-227 D Maschine, um in die chilenische Hauptstadt Santiago de Chile zu fliegen. Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse war der Pilot gezwungen, einen Zwischenstopp in Mendoza einzulegen. Als die Truppe in den frühen Morgenstunden Mendoza verließ, entstand durch einen rätselhaften Navigationsfehler eine Katastrophe, die fünfzig Jahre später noch immer viele Fragen unbeantwortet lässt. Der Pilot war im Glauben, die bis zu 6.000 Meter hohen Bergspitzen der Anden überflogen zu haben und setzte zu einem Sinkflug an.

Mit 350 km/h krachte die Maschine in einen Gebirgsgrat, glitt hunderte Meter die schneebedeckten Berge entlang und kann auf etwa 4.000 Meter Höhe zum Stillstand. Einige Personen wurden aus der Maschine geschleudert, der Pilot wurde im Cockpit zerquetscht, aber wie durch ein Wunder überlebte ein Großteil der Passagiere den brutalen Einschlag. 28 von 45 Menschen überstanden die erste arktische Nacht (die Temperaturen fielen auf bis zu −40 °C) und waren nun in der Eiseskälte der Anden gefangen.

Es folgten Stunden, Tage, Wochen und Monate, die aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar sind. Im Laufe dieser Zeit verloren weitere Menschen den tagtäglichen Kampf gegen die Natur. Einige erlagen ihren Verletzungen, erfroren, verhungerten oder wurden schließlich unter den Schneemassen der ständigen Lawinenabgänge begraben. Mit frischem Trinkwasser waren sie generell versorgt, allerdings reichten die mitgeführten Nahrungsmittel nur für wenige Wochen. Um das Unausweichliche zu vermeiden, entschlossen sich die Überlebenden, zu etwas, was wohl noch unvorstellbarer ist, als der tägliche Kampf gegen die klirrende Kälte. In den schneebedeckten Bergspitzen der Anden wurde ein menschliches Tabu gebrochen, welches auch noch heute kontrovers diskutiert wird: Kannibalismus! Wie weit würdet ihr gehen, um zu überleben?

Das "Old Christian" Rugby Team

Nach 60 Tagen in der Kälte verflog der letzte Funke Hoffnung, deswegen beschlossen drei der Überlebenden (Parrado, Canessa und Vinzintin) im Zuge einer weiteren Expedition Hilfe zu hohlen. Ein hoffnungsloser Blindflug durch das mächtigste Gebirge Südamerikas. Ohne adäquate Ausrüstung oder eine Landkarte, nur mit minimalen Essensreserven und deren letzten Kräften stapften sie planlos durch das weite Panorama Chiles. Beispiellose zehn Tage später wurden sie, halb erfroren, völlig erschöpft und halbtot tatsächlich von einem Hirten gefunden. Am 13. Oktober 1972 verließ der Todesflug 571 Montevideo und erst am 22. Dezember starteten die ersten Rettungshubschrauber, um die Opfer zu bergen. 16 Menschen überlebten das Wunder der Anden.

geborgene Blackbox

defektes Funkradio

improvisierte Decke

Teil des Wracks

Die wahren Hintergründe des tödlichen Kampfes ließen mich nicht mehr los und führten mich schlussendlich nach Montevideo, um das Museo Andes 1972 zu besuchen. Das Museum ist den Opfern der Katastrophe gewidmet und schildert den 72-tägigen Überlebenskampf auf eine detaillierte, unzensierte und brutale Weise, die ich nicht in Worte erfassen kann.

Know Before You Go: Das Museum liegt inmitten der zauberhaften Altstadt von Montevideo. Grundsätzlich hat es vorgegebene Öffnungszeiten, die ihr auf der Webseite einsehen könnt, trotzdem bittet der Inhaber um eine telefonische/schriftliche Voranmeldung. Alle relevanten Ausstellungsstücke werden sowohl in Spanisch, aber auch in Englisch erläutert. Visit Website.