Südamerika

Grabstätte Aus Rost Und Stahl 🇧🇴

Gespenstische Ruinen, isolierte Geisterstädte, verrostete Schiffswracks, verlassene Flugzeuge. Ich liebe diese Geschichten aus den verborgenen Geheimnissen unserer Erde, mit ihren düsteren und schaurigen Atmosphäre. Aber was sich am Rande der Kleinstadt Uyuni abspielt, lässt meine intimsten Träume wahr werden 🥰.

Uyuni beherbergt 18.000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 3.671 Metern am Rande des größten Salzsees (Salar de Uyuni) der Welt. Die Kleinstadt sollte einstmals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt Südamerikas werden. Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Schienennetzwerk großflächig ausgebaut und der Staat ließ hunderte Lokomotiven und Waggons aus Großbritannien 🇬🇧 einschiffen.

Die Vollendung des größenwahnsinnigen Projektes scheiterte an ihrer Durchsetzung. Es fehlte an Fachwissen und Budget, die technische Umsetzbarkeit wurde angezweifelt und der ständige Konflikt der Nachbarstaaten ließ die Mission schlussendlich scheitern.

Asber was tun wir bitte nun, mit den hunderten britischen Lokomotiven und Waggons? Genau, wir schleifen sie in die Wüste und erschaffen dadurch den aufregendsten Friedhof, den die Welt jemals gesehen hat, oder mit meinen Worten: das 8te Weltwunder!

Ich darf euch herzlich am „Cementerio de Trenes“ willkommen heißen! Ein gottverlassener Eisenbahnfriedhof in den Anden, oder wie ich es formuliere: der abgefuckteste, schaurigste und wundervollste Ort unseres Planeten. Ein Da Vinci aus Rost und Stahl, ein literarisches Meisterwerk im trockensten Gebiet der Erde, eine einzigartige Poesie in den Anden … – … und bevor ich nun endgültig völlig durchdrehe, lasst uns den Friedhof erkunden.

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Na, wie gefällt es euch? Wahrscheinlich könnt ihr meine Begeisterung nicht zu hundert Prozent teilen, aber euch sei verziehen 😉. Die Bilder und Videos können die Atmosphäre dieses Schauplatzes nicht ansatzweise darstellen.

Die Erforschung des Friedhofes ist eine äußerst gruselige Angelegenheit. Zur Erinnerung: Wir befinden uns in der Wüste auf knapp 3.700 Höhenmeter, was gleichzeitig bedeutet: eine absolute Totenstille. Die einzigen Geräusche die mich begleiten sind, das sanfte Rauschen des Windes, das Klirren und Krachen der Metallteile und die hohe Anzahl an streunenden Hunden, die unter dem Wracks Schutz vor der Sonne suchen.

Grundsätzlich bieten sich die Lokomotiven als perfektes Klettergerüst an, allerdings heizt sich das Metall sehr schnell auf, dass es ohne meine Handschuhe sehr ungemütlich gewesen wäre. (Kleine Randnotiz: der hinterlegte Geocache hat mir einiges an Nerven und Schrammen gekostet).

Geo Cache Suche!
Walking On The Rails

Im Laufe des Tages war hier seltsamerweise einiges los, da die meisten Touranbieter den Friedhof ebenfalls anvisieren. Als ich im Zuge meiner dreitägigen Tour (von Chile 🇨🇱 nach Bolivien 🇧🇯) nachmittags angekommen bin, war ich natürlich völlig aus dem Häuschen.

Allerdings litt die schaurige Atmosphäre ein wenig durch die herumlaufenden Menschen, deswegen entschloss ich mich eine Nacht in Uyuni zu bleiben. Mit Sonnenaufgang visierte ich den Eisenbahnfriedhof ein zweites Mal an und konnte dieses verlassene Ambiente in absoluter Einsamkeit und Ruhe genießen. On of the best days if my life 🥰.

Know Before You Go: Da es keine Zäune, Eintrittsgebühren und Sicherheitsmaßnahmen gibt, kann der Friedhof jederzeit besucht werden. Die Wracks der Lokomotiven sind in einem gut 30-minütigen Fußmarsch von Zentrum der Kleinstadt unproblematisch zu erreichen.