Singapur

Singapur befindet sich in jedem positiven Ranking auf den Spitzenpositionen, aber haben all diese Statistiken ihre Berechtigung? JA! Haben sie! Bevor die letzten Länder die Pandemie überhaupt erst anerkannt und registriert hatten, war Singapur bereits erfolgreich in den Kampf gezogen, wie war dies möglich? Die wundervollen, berühmten Bauwerke sind außer Zweifel jeden Besuch wert, aber mein wahrer Schatz versteckte sich im tiefen Dschungel des Landes und zeigte mir die Narben der Vergangenheit …- … willkommen in einem (fast) perfekten Land.

Eine äußerst prekäre Herausforderung erwartet mich. Traditionell starte ich mit skurrilen Geschichten, seltsamen Begegnungen und verrückten Situationen. Obgleich ich gewissermaßen zehn Tage in einem, der kleinsten Länder der Welt, gefangen war (und dieses „gefangen“ bitte als wortwörtlich nehmen) kann ich euch so gut wie nichts Bemerkenswertes über diese Republik berichten. Der Grund ist einfach erklärt: Singapur rangiert an der Grenze zur Perfektion.

 

Seit drei Monaten flüchte ich von Staat zu Staat, da die Lage immer chaotischer und angespannter wird und wie aus dem Nichts lande ich am internationalen Flughafen in Singapur …- …hier ist nichts! Rein gar nichts! Der Inselstaat hat bereits seine symbolische Glaskuppel aufgestellt und sich verbarrikadiert (bildliche Darstellung von: u. a. 📺 Stephan Kings „Under The Dome“ oder „Simpsons – The Movie“). Bis zum heutigen Tage bleibt es ein Mysterium, wieso meine Einreise über den Flughafen Bangkok 🇹🇭 genehmigt wurde.

 

Zwei prägnante Unterschiede Bezug nehmend auf den Kampf gegen das Virus waren: (A) Ganz gleich, welches kleine Gebäude / Geschäft ich betrete, ich musste jedes Mal ein zwei seitiges Dokument mit unzähligen Daten ausfüllen und (B): Die gesamte Stadt (respektive das komplette Land) wurde mit mobilen „Temperatur-Messern“ ausgestattet. Ein überaus gewöhnungsbedürftiger Vorgang: Alle 300 bis 500 Meter wurde die Bevölkerung auf den Straßen durch ein großes, schwarzes Dings durchgeleitet (siehe Flughafen Security Check-in) und anschließend von den Sicherheitskräften entweder angelächelt oder aus dem Verkehr gezogen (reine Annahme, aber der logische Vorgang).

 

Nachtrag zu (A): das Land führte bereits im Februar „Contact Tracing“ ein, (B): ab einer gewissen Körpertemperatur wurde jeder Bürger in Quarantäne verfrachtet. Und damit schließen wir, das leidige Kapitel Pandemie und kümmern uns um die Definition des Begriffs: Perfektionismus. Aber zuvor starten wir noch mit ein paar hochspannenden Fakten, damit ihr einerseits etwas lernt und andererseits wieder etwas zum Klugscheißern habt 😉.

 

☑ Die Republik Singapur erstreckt sich über eine Fläche von 728 km² und beherbergt knapp 6 Millionen Menschen. Da diese Zahlen ohne einen regionalen Vergleich relativ belanglos sind: ca. ¼ der Gesamtfläche Vorarlbergs, aber dafür fünfzehnmal so viele Einwohner …- …wir kombinieren 🤔: verflucht viele Menschen auf einer verflucht kleinen Insel!

☑ Singapur hat sich bereits frühzeitig aus das dem Rennen: Highest building in the world verabschiedet, da die gesetzliche, maximale Höhe eines Wolkenkratzers 280 Meter nicht überschreiten darf …- …warum, wieso, weshalb? Keine Ahnung.

☑ Der Inselstaat steht im Guinnessbuch der Weltrekorder, da er seine Zeitzone in den letzten einhundert Jahren bereits sechs Mal geändert hat …- …warum auch immer?

☑ Auf der Rückseite des 1.000 Dollar Geldscheines ist die Nationalhymne eingraviert.

☑ Seit Beginn der 90er-Jahre ist es gesetzlich verboten einen Kaugummi zu kauen und sollte man tatsächlich vergessen eine öffentliche Toilette zu spülen, erwarten einen drakonische Strafen.

 

All diese Sonderheiten und noch so viel mehr, sind mitverantwortlich dafür, dass Singapur als das sauberste und sicherste Land der Welt zählt.

 

Um dem Begriff der Perfektion ein Stückchen näherzukommen, packe ich jetzt tatsächlich die klassische Sightseeing Keule aus. Die architektonischen Meisterwerke, welche sich Rund um die südlich gelegene Marina South befinden, kennt ihr alle. Ich könnte sie jetzt alle aufzählen, den absolut jedes Einzelne hat seine Berechtigung und ist einen Besuch wert …- …ach, ich tu es einfach:

 

Supertrees (Gardens by the Bay): Dieses, bis zu 50 Meter hohen Stahlgerüst, ist ein unfassbares Meisterwerk der Technik. Das Panorama ist legendär und die Bäume sehen nicht nur verdammt genial aus, sie verfügen sogar über einen tieferen Sinn. An den Stahlgerüsten befindet sich eine Aufzucht von seltenen Pflanzen und die angebrachten Fotovoltaikanlagen sorgen für Elektrizität und Kühlung. Weiteres werden Niederschläge gesammelt und dienen zur Bewässerung. (Und ich versichere euch, wenn es dort regnet, dann 😱 …). Da ihr so fleißig und aufmerksam den theoretischen Teil über euch ergehen lässt, dürft ihr euch nun zurücklehnen und das tägliche Abendkonzert der erleuchtenden Bäume genießen.

Flowers Dome & Cloud Forest: Aus der allseits beliebten Kategorie: Muss man gesehen und erlebt haben und es zu verstehen. Der signifikante Flowers Dome ist das größte Glashaus der Welt und es würde gewiss die Zeitspanne einiger Menschenleben benötigen, um sich jede einzelne Pflanze in Ruhe anzusehen. (Memo an mich: Hier hat sich das größte Schwammerl der Welt versteckt. Ich konnte mein Foto nie zuordnen. Warum zur Hölle fotografierte ich ein Schwammerl? Jetzt weiß ich es wieder 😉).

 

Im Cloud Forest könnt ihr darüber hinaus den größten künstlichen Indoor-Wasserfall der Welt bewundern 🤷‍♀️ oder euch einen Nadelbaum ansehen (Wow! Nadelbau 😅). Herrliche Bilder: Die dezimierten, asiatischen Besucher versammeln sich vor der Tanne und/oder vor der Fichte und starten ihre ach so geliebte Selfie Session, weil ihnen diese Gattung der Bäume vollkommen fremd ist. Krasses Gefühl, in unserer Hemisphäre Grundvoraussetzung in Singapur sind Nadelbäume nur hinter Glaswänden versteckt und ziehen die Einheimischen wie Mücken an.

 

Marina Bay Sands: Ein durchgeknalltes Resort, welches als teuerste Casino-Anlage der Welt zählt. Auf den berühmten Infinity-Pool, an dem wohl kein selbst ernannter Influencer und Instagram König(in) vorbeikommt, habe ich getrost verzichtet. Aber nichtsdestotrotz (das bescheuertste deutsche Wort, welches existiert, oder? nichtsdestotrotz 🙈) lohnt es sich die paar Singapur Dollar zu investieren und die Aussichtsplattform zu besuchen. Der Blick über den ganzen Staat ist …- … ihr könnt es sicher erahnen …- … genau: Sagenhaft!

 

Marina Bay Street Circuit 🏎: mein persönliches Highlight. Ähnlich wie in Montreal 🇨🇦 oder Abu Dhabi 🇦🇪 besteht auch in Singapur die Möglichkeit einen Großteil der Formel-1 Strecke abzulaufen. Ob zu Fuß, per Fahrrad oder mit den Inlineskates, vollkommen egal. Eine klassische Umrundung des Circuit empfehle ich herzlichst, da die Strecke weitere, exklusive Blicke auf die Skyline bietet.

Obwohl wir bereits wissen, dass sich Millionen Menschen auf engsten Raum tummeln, zählt dieser Staat zu den grünsten Städten/Ländern der Welt. Unabhängig von eurem aktuellen Aufenthaltsort benötigt ihr maximal zwanzig Minuten und ihr könnt die schnelllebige Stadt hinter euch lassen und in die märchenhafte Welt der Natur eintauchen. Kleine Wandergebiete, wilde Reservate, grüne Naturschutzgebiete, dichter Dschungel und fantastische Sandstrände sind über die komplette Insel verteilt. Die spezielle Flora bietet uns Westeuropäern ein allumfassendes Erlebnis. Egal, welches Rückzugsgebiet ihr euch aussucht, ihr benötigt nur wenige Augenblicke und die ersten Echsen (und zwar richtige Geräte), Schildkröten 🐢, Seeotter oder Wildschweine (ja, Wildschweine) kreuzen euren Weg. So wie ich euch kenne, werdet ihr den größten Spaß mit den zahllosen Affen 🐒 haben (mich nerven sie schon langsam). Eine winzige Randnotiz: (am besten den folgenden Satz rasant lesen) Singapur gilt als Mekka der Schlagen 🐍. Keine andere, von Menschen bewohnte Insel, verfügt über solch eine Dichte und Variation an Schlangenarten. (Und ja, sie sind alle mit an Bord: die Kobras, die Vipern und die kuscheligen Pyhtons …- …zum Glück blieb mir eine persönliche Begegnung erspart).

 

Nur ein paar Begriffe: (damit ihr etwas zum Recherchieren habt und ich etwas zum Hervorstreichen habe): National Orchid Garden; MacRitchie Natural Trail & MacRichtie Reservoir 🥰, The Southern Ridges, Bukit Timah Nature Reserve oder East Coast Park (wie zuvor erwähnt, ich hatte genug Zeit, alles in Ruhe abzulaufen).

 

Mindestens zwei vollständige Tage gehen für die kleine Insel Sentosa Island drauf. Das nur 5 km² große Eiland ist so was wie das Kitzbühel 🇦🇹 und das St. Moritz 🇨🇭 Singapurs. Fünf Sterne Resorts, etliche Freizeitaktivitäten, diverse Vergnügungsparks (für 🎥 Film Freaks könnte das Universal Film Studio interessant sein) und zauberhafte, weiße, Karibik artige Sandstrände stehen Seite an Seite. Der ultimative Höhepunkt ist jedenfalls die einzigartige Verkehrsanbindung. Um, sowohl auf die Insel, als auch auf der Insel herumzukommen, wurde die Seilbahn erfunden. Fabelhafte Aussichten über die ganze Anlage und das wunderbare, oder angsteinflößende (je nachdem, wie man tickt) ist der durchsichtige Glasboden, welcher sich im Großteil der Gondeln befindet 😮.

Zum Ausklang kommen wir noch in meine persönliche Lieblingsrubrik: Orte, die niemand kennt, auch niemanden wirklich interessieren und genau deswegen so spannend und außergewöhnlich sind.

 

Viel zu lange ist es her, dass ich das letzte Mal über besondere Friedhöfe philosophiert und berichtet habe. Um diese Tradition umgehend wieder zu beleben, beschert uns die Insel ein fulminantes Friedhof-Double Feature. Der Bukit-Brown-Cementery ist ein hochspannendes, traumhaft schönes, aber gleichzeitig auch schauriges Erlebnis. Der chinesische Friedhof wird seit Jahrzehnten nicht mehr instand gehalten und die Natur holt sich dieses Gebiet Zentimeter für Zentimeter zurück. Hunderttausend verwahrloste, aber gleichzeitig auch wild romantische Gräber sind inmitten des dichten Dschungels auf über 200 Hektar verteilt. Bis in das Jahr 1972 war der Bukit-Brown-Cementery in Betrieb und seine ältesten Grabsteine reichen bis 1833 zurück. Man benötigt schon eine gewisse Form von Unerschrockenheit, um sich durch die teuflische Vergangenheit durchzukämpfen. Da mich die Grabstätte dermaßen fesselte, organisierte ich mir für meine zweite Runde einen ansässigen Guide, welcher mich durch das Relikt führte und mir die Geschichte der einzelnen Grabsteine näher brachte. Vielleicht werdet ihr diesen Platz eines Tages besuchen, deswegen will ich nicht spoilern, nur eines sei gesagt: Gänsehaut Garantie am ganzen Körper und die detaillierten Schilderungen der damaligen Hinrichtungsrituale toppen jeden Jump-Scare Moment diverser Horrorfilmen.

 

Ebenfalls einzigartig und mitreißend ist der Kranji War Cementery, allerdings ist dieser Kriegsfriedhof das hundertprozentige Gegenstück zum Bukit-Brown-Cementery. Die Grabsteine der 4.500 Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges getötet wurden, sind im unvergleichlichen Glanz zu bewundern. Als hätte man den grünen Rasen mit einer Nagelschere geschnitten und die Marmorplatten mit einem Mikrofasertuch poliert …- …ein mächtiger und dominanter Anblick.

 

Eine hochgradig absonderliche und gleichzeitig verstörende Lokalität ist der Besuch der Haw Par Villa. Ursprünglich wurde der Park in den 30er-Jahren gegründet und sollte die Geschichte chinesischer Mythen und Märchen erzählen. Im Laufe der letzten 80 Jahre haben sich über 1.000 verschiedene Statuen zusammen gefunden, deren näheren Hintergrund, genauer gesagt deren Sinnhaftigkeit ich nicht nachvollziehen kann. Weiteres tummeln sich hunderte kolossale Darstellungen rund um chinesische Legenden und Folklore. Obwohl ich intensiv recherchiert habe, konnte ich keinen logischen Hintergrund ausfindig machen, was uns der Haw Par Villa Park erzählen will. Aber dies spielt streng genommen überhaupt keine Rolle, denn wisst ihr, was das Schöne daran ist? Seit gut zwanzig Jahren kümmert sich kein Mensch mehr um den Park. Was gleichermaßen bedeutet, er verwahrlost langsam vor sich hin und könnte in ein bis zwei Jahrzehnten zu einem der genialsten Lost Places unserer Erde werden.

Mein Fazit: Der Kreis schließt sich und wir sprechen über Perfektion. Zehn Tage in Singapur, und obwohl diese Nation kleiner ist, als der Bezirk HermagorPressegger See, spürte ich für keinen Moment eine Form von Langeweile. Die Bewohner wirken zwar ständig beschäftigt, sind aber überaus zuvorkommend, die Straßen und Gassen sind sauber und die Luftverhältnisse sind für eine Metropole dieser Größe mehr als angenehm. Umwerfende Strände, ganz jährlich vorteilhafte Temperaturen und eine große Vielfalt an Flora und Fauna. Nicht umsonst rangiert Singapur jährlich unter den Top 3, der lebenswertesten Destinationen der Erde.

 

Sicherheit: Die Kriminalitätsrate ist am untersten Niveau angesiedelt und der Verkehr ist dezimiert und ruhig. Wenn ihr nach den sichersten Ländern der Welt googelt, werdet ihr Singapur irgendwo in den Top 3, zwischen Dänemark 🇩🇰 und Island 🇮🇸  finden.

 

Kosten: Und hier haben wir das berühmte Suppenhaar. Sicherheit, Struktur und ein überdurchschnittliches Lebensniveau haben seinen Preis. Der Staat gehört zu den teuersten Regionen weltweit.

 

…letzter Ausstieg: Sydney, Australien 🇦🇺

 

Hier gehts nach Australien 🇦🇺